Seite:Maehrchenkranz fuer Kinder 132.jpg

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ließ sich nicht beruhigen; und schrie nur desto lauter: „Ach, meine armen Kinder! wo mögen meine armen Kinder seyn!“

Dies hörten die Kinder an der Thüre, und schrieen Alle auf ein Mal: „Hier sind wir! Hier sind wir vor der Thüre!“

Da lief die Mutter hin, und öffnete die Thür, und ließ sie herein. „Ach, meine lieben Kindlein,“ sagte sie mit Freudenthränen, „wie froh bin ich, daß ihr wieder da seyd.“ Und Vater und Mutter herzten und drückten die Kinder, und dankten Gott, daß sie Alle wieder ohne Schaden da waren, und ließen sie an den Tisch sich setzen, und sich satt essen: denn es war noch genug da.

Als aber die zehn Thaler in der theuern Zeit bald zu Ende gingen, da ging auch die Freude der armen Leute zu Ende, und die alte Noth brach wieder in’s Haus ein, und die alte Angst wieder in’s Aelternherz. Vater und Mutter hielten daher wieder heimlichen Rath, was nun zu thun sey, und sie fanden keinen andern, als den, die Kinder abermals in den Wald zu führen, aber viel tiefer hinein, als das erste Mal.

Obschon sie dies ganz heimlich mit einander besprachen, so entging es doch dem kleinen Däumling nicht, und er dachte, er wolle sich und die Brüder mit den Kieseln schon zum zweiten Male nach Hause helfen. Aber leider gelang es ihm nicht, denn als er am Morgen ganz frühe aufstand, um sich weiße Steinchen zu suchen, da fand er die Hausthür fest verschlossen, und wußte nicht, was er nun thun sollte. Indeß besann er sich auf ein anderes Hülfsmittel. Ehe der Vater die Kinder in den Wald führte, gab die Mutter an jedes ein großes Stück Brot, und Däumling dachte nun, sich seines Brotes dies Mal so zu bedienen, wie neulich der kleinen Steine. Er krümelte es deswegen