Seite:Maehrchenkranz fuer Kinder 182.jpg

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Tag speisen; bereitet ihn auf dieselbe Art!“ Der Haushofmeister erwiederte kein Wort, sondern dachte: Ich werde dich jetzt wieder täuschen, wie das erste Mal.

Er ging nun zu dem kleinen Tag, der eben einen Degen in der Hand hatte, und sich mit einem großen Affen herumfocht; und gleichwohl war er erst drei Jahre alt. Er brachte ihn auch seiner Frau, um ihn zu der kleinen Aurora zu thun, und statt des Kindes tischte er der alten Königinn ein junges zartes Reh auf, das ihr ganz vortrefflich schmeckte.

Bis jetzt war nun Alles gut gegangen; aber wie erschrak der arme Haushofmeister, als die böse Königinn eines Abends zu ihm sagte: „Ich will nun auch die Mutter von den Kindern essen, und zwar mit derselben Brühe!“ Dies Mal war es schon schwieriger, ja fast unmöglich, die Alte zu hintergehen. Die junge Königinn war ohne die hundert Jahre, die sie verschlafen hatte, etwas über zwanzig Jahre alt; ihre Haut war etwas hart, obgleich weiß und schön, und wo sollte er in dem ganzen Thiergarten ein Thier finden, das ihr gliche? Er entschloß sich daher, um das eigene Leben zu retten, die junge Königinn zu schlachten, und ging mit einem großen Messer in ihr Zimmer, wo er ihr dann mit aller Ehrerbietung ankündigte, welchen Befehl er von ihrer Schwiegermutter, der verwittweten Königinn, erhalten habe.

„Thut, wie Euch befohlen ist!“ rief die junge Königinn, und hielt ihm den Hals hin; „so werde ich von meinem Kummer erlöst, und meine armen Kinder wiedersehen.“ Denn sie hielt sie für todt, weil sie ihr heimlich entführt worden waren.

Den Haushofmeister hatten die Worte der unglücklichen Mutter so gerührt, daß er es nicht über sich vermochte, sie zu tödten. Daher sagte er zu der Königinn: „Nein,