Seite:Maehrchenkranz fuer Kinder 197.jpg

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nun auch Hulda, warum sie gerade ein weißes Kleid ausgenommen habe.

„Weil ich glaube,“ sagte sie, „daß mir die weiße Farbe am besten steht.“

„Wie?“ rief der König etwas unwillig, „hattest du denn keine andere Absicht, als dich zu putzen?“

„Ich hatte die Absicht, Euch zu gefallen,“ antwortete Hulda, „und mich dünkt, daß es mir nicht zukam, irgend eine andere zu haben.“

Mit dieser Antwort war der König zufrieden, und fuhr dann fort: „Nun sagt mir auch, was ihr die Nacht vor meiner Rückkehr geträumt habt?“

„Ich träumte,“ antwortete die älteste, „Ihr brächtet mir ein Kleid mit, das von Gold und Edelsteinen, wie die Sonne, glänzte.“ Die mittelste sagte: „Ich träumte, Ihr brächtet mir einen goldenen Rocken mit, um Euch Hemden zu spinnen;“ und die jüngste, Hulda, sprach: „Mir hat geträumt, meine zweite Schwester mache Hochzeit, und da kämet Ihr mit einem goldenen Waschbecken mir entgegen, und sagtet: Komm, Hulda, ich will dir Waschwasser auf die Hände gießen.“

Bei diesen Worten Hulda’s runzelte der König die Stirne, und ward sehr mißgestimmt. Schweigend stand er auf, und begab sich in sein Schlafgemach, und legte sich zu Bette. Aber er konnte nicht schlafen, denn der Traum seiner jüngsten Tochter lag ihm immer im Sinne. „Ja, ja,“ sagte er, „sie möchte wohl gar am Ende ihren Bedienten aus mir machen! Ich wundere mich nun gar nicht, daß sie das weiße Kleid ausgewählt hat, ohne an mich zu denken. Sie denkt an niemand, als an sich. Aber ich will ihren boshaften Anschlägen zuvorkommen.“

Hierauf ließ er seinen Garde-Hauptmann zu sich kommen, und sagte zu ihm: „Ihr habt gestern den Traum gehört,