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9. 10. Zwei grosse Fresken in der Eingangshalle des Strassburger Bahnhofes. Links vom Eingang auf Goldgrund: Die Uebertragung der Reichskleinodien nach Hagenau durch Kaiser Friedrich I. Das Spruchband trägt die Inschrift: „Im alten Reich, Hagenau 1167“; rechts vom Eingang: Die Begrüssung Kaiser Wilhelm’s I. durch die Elsässer Landbevölkerung bei Niederhausbergen. Das Spruchband um das Bild trägt die Inschrift: „Im neuen Reich, Veste Kronprinz 1877“. Abb. „Daheim“ 86.
11. Gefangennahme Friedrich’s des Schönen in der Schlacht bei Ampfing (Mühldorf) 1322. Bez: H. Knackfuss. Kassel 1883. War E. der Verbindung f. hist. Kunst, in deren Auftrage es gemalt wurde, u. kam durch die Verlosung 1887 an Premier-Lieut. Schulz, Secretair der Berl. Nat.-Gal. – Casseler KV., Frühj. 83; Dresd. KV., Aug. 85; Leipz., Del Vecchio’s KA., Herbst 85.
12. Wandgemälde für die Feldherrnhallen des Berliner Zeughauses: Die Schlacht bei Turin am 7. Sept. 1706. Fürst. Leopold v. Anhalt-Dessau, im Span. Erbfolgekriege Führer des dem Herzoge Eugen v. Savoyen gesandten, 5000 Mann starken Hilfscorps, nimmt die Umwallungen des linken feindlichen Flügels mit Sturm, was den Abzug der Franzosen aus Oberitalien zur Folge hatte. Den Auftr. zum Gem. hatte der Künstler 1882 erhalten.
13. Wandgemälde in der Aula des Gymnasiums zu Wohlau, Rgbz. Breslau: Die Jugenderziehung im Altertum. Gestiftet aus dem staatl. Fonds für Kunstzwecke 1873–1884.
14. Deckengemälde im Regierungs- u. Gerichtsgebäude zu Cassel: Die Ueberreichung der Pandektensammlung an Kaiser Justinian. (Ausser ihm malten dort Prof. Kolitz (Das Maifeld des deutschen Kaisers) u. Prof. Scheurenberg (Die vier weltl. Cardinaltugenden).
15. Rudolf von Habsburg empfängt im Feldlager vor Basel die Botschaft seiner Wahl zum deutschen Kaiser. In der Reitergruppe, welche dem Grafen die überraschende Kunde bringt, befindet sich ein Vorfahr Kaiser Wilhelm’s II. Das im Auftrage des Kaisers gemalte, Anfang 1893 vollendete Bild ist für’s Berliner Schloss bestimmt.

Anfang 1886 hatte der Künstler sich auch bei der Concurrenz zur Ausmalung von drei Wandflächen der oberen Treppenhalle des Berliner Rathauses, obwol erfolglos, beteiligt. Die Compositionen waren „Preussen führt die deutschen Stämme zum Sieg“ u. „Preussen erhält die Kaiserkrone auf dem Schlachtfelde“.

Andere Arbeiten des Künstlers sind das Deckengemälde u. der Vorhang im Stadttheater zu Barmen u. die Ausschmückung des Treppenhauses im neuen Officierscasino des Leib-Garde-Husaren-Regiments zu Potsdam.

Knapp, Johann, Blumenmaler, geb. zu Wien am 5. Sept. 1778, gest. zu Schönbrunn am 18. Febr. 1833. War Schüler der Wiener Akad. unter Drechsler u. wurde 1804 Kammermaler des Erzherzogs Anton. Lebte in Wien.

1. Auf einem Postamente ein Glas mit Goldfischen, umgeben von Blumen. Rechts ein umgestürzter Korb mit Früchten, auf dem Korbe ein Papagei; vorn ein weisses Kaninchen, links Küchengewächse. Bez: Johann Knapp fecit 1810. h. 1,11, br. 0,96. E: Hofmuseum Wien.
2. Blumenstück. Strauss grosser Blumen, darunter Passionsblumen u. Päonien, in goldfarbiger Vase in grauer Nische stehend. Bez: Johann Knapp fecit 1816. h. 0,72, hr. 0,58. E: Mus. Weimar.
3. Grosses Bouquet aus sämmtl. Classen des Linné’schen Systems zusammengestellt. Im Postament der Bronce-Vase das Portrait des berühmten österr. Gelehrten Jacquin, unter demselben ein Aeffchen u. andere Tiere, Mineralien, Muscheln etc. Bez. u. datirt 1822. Schönbrunn, h. 7′, br. 5′ 2″. E: Botan. Hofmuseum Wien. – Wiener hist. KA. 77.
4. Aquarelle für den Erzh. Johann: Flora alpina von mehr als 300 Alpenpflanzen, welche der Prinz auf drei Reisen selbst gesammelt. In Kupfer gest. unter Leitung des Künstlers.
5. Aquarelle für den Erzh. Anton: 250 Foliobll. inländ. Schwämme, 300 Foliobll. exotischer Pflanzen u. 400 Foliobll. Früchte u. österr. Traubensorten.

Knaus, Ludwig, Genre- u. Portraitmaler, geb. zu Wiesbaden (seiner eigenen Angabe nach) am 5. October 1829, besuchte 1845–52 die Düsseldorfer Akademie, wo er sich namentlich unter K. Sohn u. Schadow ausbildete, daneben aber, besonders 1848, eifrig nach kurhessischen Volkscharakteren zeichnete. 1852–57 war er in Paris, darauf ein Jahr in Italien u. von 1858–60 wieder in Paris. Nach einjährigem Aufenthalt in seiner Vaterstadt lebte er von 1861–66 in Berlin, dann aber wieder in Düsseldorf, wo er sich ein Haus u. Atelier haute. Im Frühjahr 1874 folgte er dem Ruf nach Berlin zur Uebernahme eines an der Akad. neubegründeten Meisterateliers. Nach zehnjähriger Leitung desselben legte er im Frühjahr 1884 sein Amt nieder, behielt aber seinen Wohnsitz in Berlin. Knaus ist Professor u. Mitglied der Berliner Akad. (1865) u. des akad. Senats, in den er 1890 auf weitere drei Jahre wiedergewählt wurde. Ferner hat er die Mitgliedschaft der Akademien zu Wien, München, Amsterdam. Antwerpen, Cliristiania u. a. Er besitzt die kl. u. seit 1861 die gr. Med. der Berl. A., die Weimarsche gold. M. f. Kunst, die gold. Med. I. der Par. WA. von 1855 u. die gr. Ehrenmed. der Par. WA. von 67, wie er auch einmal (1853) die II. u. dreimal die I. Med. des Par. Salons erhielt. 1893 ernannte die Münch. Künstlerschaft ihn zu ihrem Ehrenmitgliede.

I. Oelgemälde.

1. Der Kirmesstanz unter der Dorflinde in Hessen. Eines der frühesten Bilder des 21jähr. Künstlers. 1850 in Ddf. vollendet u. daselbst ausgestellt. Gelangte durch d. KV. f. Rh. u. W. 1850 an den Pfarrer Belmann in Hamm.
2. Spaziergang. Bez: L. Knaus 1850, h. 0,34, br. 0,28. E: Max Pringsheim. – Bresl. A. a. Privatbes. 92.
3. Leichenzug im Walde. Schulkinder unter Führung des Lehrers geleiten einen Sarg zum Kirchhof. Zwei Wächter mit einem Gefangenen halten am Wege, dem Zuge zuschauend. E: Herzog v. Croy zu Dülmen, durch den KV. f. Rh. u. W. 52. –Ddf. KA., Sommer 52; Berl. ak. KA. 52.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich von Boetticher: Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts – Erster Band. Fr. v. Boetticher’s Verlag, Dresden 1891/95, Seite 709. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Malerwerke_des_neunzehnten_Jahrhunderts_Erster_Band.pdf/722&oldid=- (Version vom 14.11.2022)