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die Unterstützung des jungen Künstlers aufhörte, so folgte dieser, von Cornelius ermuntert, seiner Neigung für die Arabeskenzeichnung, die decorative Malerei überhaupt, auf deren Gebiet er Hervorragendes leisten sollte. So malte er im trojanischen Saale der Glyptothek, zum Teil nach Cornelius’schen Entwürfen, zum Teil nach eigenen Compositionen die Einfassung u. Blumengewinde zu den Fresken, führte im Wielandzimmer des Königsbaues den Fries zum „Oberon“ in Wachsfarben aus u. beteiligte sich mit Gerh. Sippmann an der Ausschmückung der Arkadeneingänge des Hofgartens, an denen er die Trophäen, Sippmann die Frucht- u. Blumengehänge herstellte. 1829–30 erschienen Neureuther’s „Randzeichnungen zu Goethe’s Balladen und Romanzen.“ 1830 begab er sich nach Paris, wo er zu den Juli-Revolutionsliedern Randzeichnungen schuf, die als „Souvenir du 29., 30., 31. Juillet“ erschienen, u. in den nächsten Jahren nach seiner Heimkehr, 1832–35, entstanden seine Zeichnungen zu den Werken deutscher Dichter, denen 1838 die Illustrationen zu Herder’s „Cid“ folgten. Als grössere Composition überraschte sein „Dornröschen“ nach Grimm’s Märchen, das, vom Künstler in Stahl radirt, als Münchener KV.-Blatt f. 1836 weite Verbreitung fand. 1838 war er in Rom, von wo er mit seinen „Erinnerungen an die Villa Mills u. die Villa Malta“ zurückkehrte, um seine Tätigkeit als Illustrator u. Radirer wieder aufzunehmen. Es entstand die Zeichnung zum silbernen Tafelaufsatz, den Augsburg u. der schwäbisch-neuburgische Kreis dem Kronprinzen Max zur Hochzeitsfeier dargebracht, u. die des grossen Münchener Künstlerfestes 1840, welche beide von N. auch radirt wurden. In den Jahren 1848–56 wirkte er als künstlerischer Leiter der kgl. Porcellanmanufactur zu Nymphenburg und 1868–77 als Lehrer u. Professor an der Kunstgewerbeschule zu München, neben welchen amtlichen Tätigkeiten seine Productionskraft ungeschwächt fortdauerte. Er schuf auch ferner nicht nur Oelgemälde, Federzeichnungen u. Radirungen zu Märchen- u. anderen Dichtungen, sondern beteiligte sich sogar in bereits vorgerückten Jahren persönlich bei Ausführung der Deckenmalerei im Treppenhause des von seinem Bruder Gottfried erbauten Münchener Polytechnicums, dessen Façadenschmuck in Sgraffito er auch entworfen.

Die mit einem * bezeichnten Bilder befanden sich 1883 auf der 16. Sonder-Ausstellung der Berliner Nat.-Galerie, welche Werke von E. Neuenreuther, A. Dressler, A. Lier u. A. Sybel enthielt.

I. Oelgemälde u. Oelskizzen.

1. Baumstudie. Bez: Ariccia 1837. h. 0,28, br. 0,37.
2. Peter v. Cornelius unter seinen Schülern u. Kunstgenossen an der Tafel. Unter den Künstlern namentlich Klenze, Gärtner, Schwanthaler, Rottmann, Peter Hess u. Kaulbach. In monochromem Sepiaton ausgeführt. Bez: F. Neureuther 1861. h. 0,73, br. 1,01. E: Schack-Galerie, München. – Münch. KV., August 61.
3.* Die weisse Weihnachtsrose, nach dem Gedichte von Hermann Lingg. h. 0,47, br. 1,19. – Lepke’s Berl. K.-Auct.,20. Nov. 83, wo die Bildgrösse 0,38:1,21 angegeben war.
4.* Die Lotosblume, nach Heine. h. 0,47, br. 1,19. – Lepke’s Berl. K.-Auct., 20. Nov. 83 (hier 0,38:1,21).
5.* Gebirgslandschaft. Composition. h. 0,45, br. 0,46.
6.* Italienische Berglandschaft. h. 0,33, bi. 0,48. Eine „Römische Landschaft mit Staffage“, h. 0,34, br. 0,50, war auf Lepke’s Berl. K.-Auct., 20. Nov. 83.
7. Ital. Landschaftsstudie mit Staffage. h. 0,39, br. 0,29.
8. Röm. Landschaft mit Ruinen. h. 0,34, br. 0,44.
9.* Maibowle. Grau in Grau. h. 0,54, br. 0,72.
10.* Rheinwein. Grau in grau. h. 0,64, br. 0,72.
11.* 12.* Fischerlisl am Schliersee; Dachauerin. Oelstudien.
7–12 Lepke’s Berl. K.-Auct., 20. Nov. 83.
13. „Das Waldfräulein“, nach Zedlitz, h. 0,56, br. 0,47.
Die Bilder 3–6, 9 u. 10–12 waren zur Zeit der Ausstellung 1883 noch Eigentum der Frau J. Neureuther in München.
14. Die Fabrik v. Cramer-Klett in Nürnberg, im Auftrage des Besitzers gemalt. – Münch. d. allg. u. histor. KA. 58.
15. „Die Nonne“. Nach Uhland’s Ballade. Während die Nonne sterbend vor dem Muttergottesbilde niedersinkt, schwebt die Seele ihres Geliebten als Engel zu ihr herab. Bez: E. Neureuther 1862. h. 1,03, br. 0,83.
16. Erinnerung an die Villa Mills auf den Ruinen der Kaiserpaläste in Rom. Bez: E. Neureuther 1863. h. 0,75, br. 1,01.
17. Maria mit dem Kinde in einer Frühlingslandschaft. Bez: E. Neureuther 1865. h. 1,39, br. 0,87.
18. Aus „Hermann u. Dorothea“. Hermann von seiner Mutter belauscht. Bez: E. Neureuther 1865. h. 0,63, br. 0,80.
19. Der Traum der Rezia. Bez: E. Neureuther. h. 0,97, br. 1,20.
15–19 E: Schack-Galerie, München.
20. Entwurf zu einem Denkmal für König Maximilian II. v. Bayern. – Pariser WA. 67.
21. „Des Pfarrers Tochter von Taubenheim“. – Münch. Local-A. 73.
22. Uhland’s Bauernregel. E: Stadt-Museum Stettin, Geschenk des Kaufm. Stolting.

II. Zeichnungen, Aquarelle.

1.* Zehn Bll. Randzeichnungen zu Goethe’s Balladen u. Romanzen:
Der getreue Eckart;
Der Gott u. die Bajadere;
Der König in Thule;
Mailied;
Haidenröslein;
Hochzeitslied;
Der Totentanz;
Erlkönig;
Es war einmal ein König (aus dem Faust);
Der untreue Knabe.
Erfunden 1829. Aquarellirt 1881–1882.
2.* Drei Bll. Randzeichnungen zu Goethe’s Balladen u. Romanzen: Vanitas vanitatum vanitas; Der Schatzgräber; Die Spinnerin. Erfunden 1830. Aquarellirt 1881–1882.
3.* Der Harfner. Erfunden 1839. Aquarellirt 1881–1882.
4.*–35.* Zweiunddreissig Bll. Zeichnungen meist Blei u. Feder:
David d’Angers 1830;
Strickende Bäuerin, 1835;
Arabeskenfries mit Figürlichem (Feder u. Sepia), 1836;
Erinnerung an Starnberg, Landschaft u. Figürliches in Arabeskenumrahmung, 1836;
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich von Boetticher: Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts – Zweiter Band. Fr. v. Boetticher’s Verlag, Dresden 1898/1901, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Malerwerke_des_neunzehnten_Jahrhunderts_Zweiter_Band.pdf/148&oldid=- (Version vom 1.7.2023)