Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 067.jpg

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ihr Herre! haußen gibts en Weinkauf[1].“ Und wie der Blitz eilte der ganze Gemeinderath sogleich zum Himmel hinaus, und als er nun draußen war, gieng der Büttel hinein, und Petrus schloß hinter ihm die Thüre zu.


19. Das Posthorn.

Es war einmal ein sehr kalter Winter, da fuhr ein Postillion auf dem Schwarzwalde in einem Hohlwege und sah einen Wagen auf sich zukommen, nahm sein Horn und wollte dem Fuhrmann ein Zeichen geben, daß er stillhalte und ihn erst vorbeilaße; allein der Postillion mochte sich anstrengen wie er wollte, er konnte doch keinen einzigen Ton aus dem Horne hervorbringen. Deshalb kam der andre Wagen immer tiefer in den Hohlweg hinein, und da keiner von beiden mehr ausweichen konnte, so fuhr der Postillion geradeswegs über den andern Wagen hinweg. Damit aber dergleichen Unbequemlichkeiten nicht noch einmal vorkommen möchten, so nahm er alsbald wieder sein Horn zur Hand und blies alle Lieder hinein, die er nur wußte; denn er meinte, das Horn sei zugefroren und er wollte es durch seinen warmen Athem wieder aufthauen. Allein es half alles nichts; es war so kalt, daß kein Ton wieder herauskam.


  1. Wobei der Gemeinderath umsonst mittrinken darf.
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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_067.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)