Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 103.jpg

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Als Hans nun wieder seines Herrn Schafe hütete, bekam er große Lust, einmal in den Wald zu treiben, weil er so schönes Gras darin gesehen hatte; er wagte es aber nicht recht wegen des Versprechens, das er dem Edelmann hatte geben müßen. Endlich aber dachte er: „was kann’s schaden!“ und trieb seine Schafe hinein und Abends wieder heraus, ohne daß ihm irgend etwas geschehen wäre, und deshalb hütete er von dem Tage an öfters in dem Walde. Von dem guten Grase aber gediehen die Schafe so sichtbar, daß der Edelmann sich nicht genug darüber verwundern und freuen konnte.

Eines Abends aber, als Hans seine Schafe noch spät in den Wald trieb, kam einer der drei Riesen auf ihn zugeschritten und sprach: „was machst Du hier, Du kleiner Erdenwurm?“ Da zog Hans flink seine Pfeife hervor und blies hinein; da fieng der Riese auf der Stelle an zu tanzen und drehte sich immer geschwinder wie ein Kreisel, daß ihm Hören und Sehen vergieng. Darauf nahm Hans einen Stein und warf ihn dem Riesen so heftig an den Kopf, daß er davon todt hinstürzte; dann schnitt er ihm die Zunge ab und stach ihm die Augen aus, und wickelte dieß als Wahrzeichen ein und schob’s in die Tasche; den Leichnam aber wälzte er in’s Gebüsch und gieng heim, und sagte keinem Menschen, was er gethan hatte.

Als Hans am folgenden Tage wieder in dem Walde hütete, kam der zweite Riese und redete ihn ganz grimmig an: „was machst Du hier, Du kleiner Erdenwurm?“ Und wie er nun auf den Hans losschlagen wollte, griff der gleich

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_103.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)