Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 177.jpg

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gerade wieder einmal in einer ganz anderen Gegend des Waldes, als seine Frau ein kleines Söhnlein bekam. Die Hebamme aber war eine böse Frau und konnte die Jägersfrau nicht leiden, weil sie nie einen Laut von sich gab, selbst nicht bei der Geburt ihres Kindes. Deshalb schrieb sie dem Jäger, seine Frau habe einen Hund zur Welt gebracht, was er damit anfangen wolle? Der Jäger antwortete, man solle die Misgeburt in’s Waßer werfen. Das that denn auch die Hebamme sogleich, ohne daß die arme Mutter etwas dagegen machen oder auch nur sagen durfte. – Kaum hatte aber die Hebamme den Knaben in’s Waßer geworfen, so kamen drei Raben herbeigeflogen und zogen ihn heraus und nahmen ihn mit auf ihr Schloß und fütterten ihn auf.

Der Jäger aber hatte seine Frau noch ebenso lieb wie vorher und freute sich, als sie bald hernach wieder guter Hoffnung wurde. Es traf sich jedoch auch dießmal, daß er gerade abwesend war, als seine Frau niederkam und zum zweiten Male ein Söhnlein zur Welt brachte. Da ließ die böse Hebamme dem Vater sagen, seine Frau habe wieder einen Hund geboren, worauf der Jäger zur Antwort gab, man solle den Hund in’s Waßer werfen. Da nahm die Hebamme auch den zweiten Sohn und warf ihn in ein tiefes Waßer; aber da waren auch sogleich die drei Raben bei der Hand und retteten das Kind und brachten es auf’s Schloß zu seinem Brüderchen, wo es keine Noth litt.

Der Jäger war nun zwar bekümmert über die zweimaligen Misgeburten seiner Frau, glaubte aber, es sei dieß eine Schickung des Himmels, die er in Geduld ertragen

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_177.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)