Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 221.jpg

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Nach einer Weile wollte die Wirthin ihre Gänse holen; denn sie hatte Gäste am Tisch, die sie verzehren sollten. Aber da hättest Du einmal das Gesicht sehen sollen, das sie machte, als sie merkte, daß die Gänse fort waren und daß die Handwerksburschen sie aufgegeßen hatten; die mochten nun sagen, was sie wollten und so viel sie wollten: es habe Jemand draußen vor der Stadt ihnen den Braten geschenkt, – das half ihnen alles nichts; sie wurden für die Diebe gehalten und wurden in’s Gefängnis gesperrt, also, daß sie den Braten theuer bezahlen mußten.

Bruder Lustig aber ließ sich’s in der Welt wohl sein und wanderte von einer Stadt zur andern, bis daß er ein alter Mann geworden und er des ewigen Herumziehens müde war; auch dachte er, sein letztes Stündlein werde nicht mehr gar ferne sein, fragte deshalb einen frommen Einsiedler, was er thun müße, um in den Himmel zu kommen? Der fromme Mann sagte: er solle Buße thun und fleißig beten, und behielt den Bruder Lustig bei sich und wollte ihn vorbereiten auf den Himmel. – Allein es dauerte nicht lange, da konnte es der Bruder Lustig bei dem Einsiedler nicht mehr aushalten, denn er war ihm gar zu ernsthaft; deshalb nahm er alsbald seinen Ranzen auf den Rücken und begab sich wiederum auf die Wanderschaft.

Da war er nun den ganzen Tag lang fortgegangen und hatte nirgend einen Menschen oder ein Haus angetroffen. Endlich, als es schon dunkel wurde und er ganz ermüdet war, kam er in ein Wirthshaus und wollte daselbst übernachten. Da waren aber alle Zimmer schon besetzt und der

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_221.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)