Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 270.jpg

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78. Hui in mein’ Sack!

Ein armer Handwerksbursch war schon lange auf der Wanderschaft und hatte nur noch drei Kreuzer in der Tasche. Er gedachte im nächsten Orte sich Taback dafür zu kaufen, als eben ein andrer Handwerksbursch daherkam und ihn um eine Gabe ansprach. Er gab ihm einen Kreuzer, und war nicht weit gegangen, als ein zweiter kam und ihn um eine Gabe bat. Er gab auch diesem einen Kreuzer. Endlich kam noch ein dritter und sprach ihn um eine Gabe an. Er sagte, indem er in die Tasche langte und den letzten Kreuzer hervorzog: „das ist alles, was ich noch habe; doch es sei drum! da habt ihr ihn!“ und gab den letzten Kreuzer dem armen Handwerksburschen. Dieser dritte aber war der liebe Gott selbst. Der sprach nun zu dem freigebigen Handwerksburschen: „ich will Dir zum Dank für deine Gabe drei Wünsche gewähren; Du darfst sie nur aussprechen!“ Da wünschte sich der Handwerksbursch erstens: daß seine Pfeife beständig voll Taback sei und gleich von selbst brenne, wenn er sie anziehe. Zweitens wünschte er, daß Alles in seinen Sack fahren müße, sobald er rufe: „hui in meinen Sack!“ Und drittens bat er um die ewige Seligkeit. Ja das sei recht, sagte der liebe Gott, es solle ihm das Alles gewährt werden und verließ ihn.

Alsbald nahm der Handwerksbursch sein Pfeifchen aus der Tasche, steckte es in den Mund und fieng an zu ziehen, und da brannte es und dampfte es, daß es eine Lust war, und wie lange er auch rauchte, so gieng ihm der Taback

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_270.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)