Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 276.jpg

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erlöst sein werde?“ Nein, er wollte es nicht vergeßen und ihn schon fragen, sagte er und gieng weiter.

Nun mußte unser Wandersmann zwar noch durch vieler Herren Länder; aber endlich und endlich kam er an ein kleines Häuschen, da traf er ein altes Mütterchen und das fragte er: ob hier nicht der Vogel Strauß wohnte? Ja, der wohnte da, sagte sie; er sei aber ausgegangen und das sei nur ein Glück, denn sonst würde er ihn gewiß zerreißen; deshalb solle er nur geschwind machen, daß er wieder fortkomme. Als der junge Mann ihr nun aber sagte, was er Alles von dem Vogel Strauß wißen sollte und daß er auch eine von seinen schönen Schwungfedern dem Grafen bringen müße und deshalb nicht fortgehen dürfe, da versprach das Mütterchen, es wolle ihm beistehen und ihm durchhelfen, und versteckte ihn dann unter dem Bett.

Als der Vogel Strauß nun nach Haus kam, rief er sogleich: „Du hast Menschenfleisch hier; ich riech’s; gib’s her!“ „Nur gemach!“ sagte das Mütterchen; „es ist freilich ein Mensch hier gewesen, der wollte Allerlei von Dir wißen, was Du ihm doch nicht hättest sagen können.“ „Das wäre doch!“ sagte der Strauß. „Was wollte er denn wißen?“ „Ach,“ sagte das Mütterchen, „die Frau des Grafen läßt Dich fragen, wo ihr Brautring geblieben sei und meint, das wüßtest Du?“ „Nun, ich weiß es auch; die dumme Frau dürfte nur die Thürschwelle aufbrechen, so würde sie ihn finden; denn da ist der Ring durch einen Spalt hineingefallen. – Hat er sonst noch was wißen wollen?“ „Ja, warum der Dorfbrunnen schon so lange nicht mehr laufe; aber das

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 276. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_276.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)