Seite:Mein Fehd und Handlungen (Berlichingen) 073.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Helgard Ulmschneider (Herausgeberin): Götz von Berlichingen: Mein Fehd und Handlungen, [nach der sogenannten Rossacher Handschrift im Freiherrlich von Berlichingenschen Archiv Jagsthausen, vor 1567]

Da sagtt ich wie vohr: »So will ichs nit thun, will ehe selbs zu denn haubtleuttenn gehnn, versihe mich sie werdenn mich nit darzu zwingen oder nottigen.« Da sagt er: »Nims ann, meinem gnedigenn herrnn vnnd andern fursten, vnd vns allenn dem gemeinen adell zu gutt!« Da sagt ich: »Ich will es nit thun!«

Vnnd ging daruff zu denn haubtleuttenn selbs vnd erlangt guttenn beschaidt, allein das sie mir das anhenngtenn, ich solt zu den andern haubtleutenn auch ghenn, die vnnder dem hauffenn drauß vor dem thor weren, wie ich siehe dann im feldt sehenn wurt, vnnd sollt es inn |93 v| auch anntzaigen, vnnd sie, wie ich inen angezaigtt hett bittenn. Das thet ich, reitt hinauß vnnd sprach sie ann, ein rott nach der andernn, wie sie dann mit allenn fendlin hauffenn weiß bey einannder wahrenn. Da fanndt ich aber guttenn beschaid bey allenn fursten, graffen vnnd herrnn verwanthenn vnd vnnderthanenn, die im hauffenn wahrenn, außgenommen bey denn Hoennloischenn, die namen meinen gaull bey dem zaum vnnd vmb ringten mich, mit vermeldung, ich sollt mich gefanngen gebenn, globenn vnnd schwerenn, den andern tag bey inenn zu Buchenn im leger zusein. Da wurde ich sie findenn, vnnd onne irenn wissenn nit abziehenn.

Die gelub bezwanng mich, das ich mich zu inenn ghenn Buchenn steldt, damit nit mein weib vnnd khindt, vnnd anndere vom adell dardurch beschedigt wurdenn, vnd thett es mit traurigem betrubtenn vnd bekumertenn hertzenn, dann ich ließ mich nit ghernn erwurgen, wie sie dann neulich villenn frommen vom adel zu Weinßberg gethann hettenn. Vnnd ich hofft noch immer ich woldt etwas guts erlanngt habenn, |94 r| vnnd zog also des andernn tags mit traurigem hertzenn zu inn inn das leger, vnnd wunscht mir vill mal das ich darfur in dem bosten thurn leg der inn der Turckhey wehr, oder vff erdtrich, es wehr wa es woldt, vnnd ging mir wie gott wollt, wie mir gleich gott wider außhulff.

Nun ich kham zum hauffenn, gott erkanndt vnd weiß wie mir wahr, da namen sie den gaull bey dem zaum vnnd must ich abstehnn zu inen inn ringh. Da redtenn sie mit mir der haubtmanschafft halbenn, das schlug ich inn nun frey vnd gutt rundt ab, ich khonndt oder wust es meiner ehrenn vnnd pflichtenn nach nit zuthun. Darzu verstundt ich mich ires handels nit, dann ir hanndlung vnd mein handlung, vnd ir wesenn vnd mein wesenn were alls weitt von einander alls der himell vonn der erdenn. Darzu so khonndt ich es auch gegen gott, kay. mt., churfursten, furstenn, grauen vnnd herrnn, vnd der gemeinen ritterschafft, vnd gegen dem bundt auch vnnd allenn stendenn des reichs, freundenn vnnd feindenn, mit ehrn nit verantwurttenn, vnd batt sie solten mich deßen erlassenn. |94 v| Aber es wahr verlornn, kurtzumb ich sollt ir haubtman sein. Da sagt ich, ehe ich ir haubtman sein, vnnd so thirannisch handeln, wie sie zu Weinßberg gethann vnd gehandelt hettenn, oder auch dartzu rathenn oder helffenn soldt, ehe mustenn sie mich zu todtschlagen wie ein wuettenden hundt. Da sagtenn sie es wehr geschehen, wo nit, geschehe es villeicht nimmer.

Empfohlene Zitierweise:
Helgard Ulmschneider (Herausgeberin): Götz von Berlichingen: Mein Fehd und Handlungen, [nach der sogenannten Rossacher Handschrift im Freiherrlich von Berlichingenschen Archiv Jagsthausen, vor 1567]. Sigmaringen: Jan Thorbecke, 1981, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Fehd_und_Handlungen_(Berlichingen)_073.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)