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Seite:Meyers Universum 1. Band 1. Auflage 1833.djvu/64

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Ausschmückung, und das Parlament schoß mehrmals bedeutende Summen dazu her; man berechnet, daß es mehr als 3 Millionen Pfund Sterling (etwa 20 Millionen Thaler) gekostet.

Unsere Ansicht zeigt die nach dem Meere hin gerichtete südliche Façade des Pallastes. Sie besteht aus einem Mittelgebäude, der domartig überdachten, 52 Fuß im Durchmesser haltenden Thronsaal-Rotunda, welche durch zwei 65 Fuß lange Gallerien nach beiden Seiten hin mit den von Cupolen und Minarets überragten Eckpavillons in Verbindung steht, in denen sich die königlichen Bankett- und Conzertsäle befinden. Der überaus prachtvolle Haupteingang ist auf der westlichen Façade. Er führt unmittelbar durch die berühmte Chinesische Gallerie, die in einem 162 Fuß langen Raume die kostbarste und vollständigste Sammlung von Leben und Kunst in China veranschaulichenden Gegenständen enthält. Namentlich sind die die Wände schmückenden Chinesischen Gemälde, die Erzeugnisse der berühmtesten Maler dieses fernen Landes, höchst merkwürdig; eine Sammlung, die in Europa einzig in ihrer Art ist. Auch die ganze übrige Ausschmückung und Ausmöblirung des weitläufigen Pallastes ist, bis auf die geringfügigsten Gegenstände der Toilette herab, chinesisch.

Der jetzige König besucht Brighton fast nie; aber unangetastet steht noch alles in dem Wunderhause, wie es sein voriger Besitzer verlassen. Eine alte Castellanin begleitet den Neugierigen durch das Labyrinth der Gemächer, mit denen er eine ihm völlig fremde Zauberwelt betreten zu haben scheint. Der Höflinge Schwarm ist verschwunden, – statt des frohen Getümmels des üppigen Hofes herrscht Todesstille, und nichts stört mehr des Schauenden Glauben an das Versetztseyn in eine fremde Welt, eine Täuschung, die der König, ihr Schöpfer, suchte, aber, eben weil er ein König, niemals finden konnte. –