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Seite:Meyers Universum 1. Band 1. Auflage 1833.djvu/84

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zerstörende Zeit das liebliche Werk geflissentlich geschont hätte. Da kam ein reicher Britte, Lord Bristol, auf den wunderlichen Gedanken, aus seinem Parke in England sich ein Tivoli zu schaffen und, um die Täuschung, so zu sagen, selbst zu täuschen, die schönsten Bautrümmer des alten Tibur ihrem mütterlichen Boden zu entreißen und in sein Pseudo-Tibur zu versetzen. – Der Sybillentempel sollte zuerst auswandern. Gedacht, gethan. Er erkaufte denselben von einem Tibutiner Gastwirthe, auf dessem Boden er stand. Eine Schaar gedungener Steinmetzen fing an, den Tempel aus einander zu nehmen, – schon waren sechs der achtzehn korinthischen Säulen von ihren Fußgestellen entfernt, – schon das Dach und ein Dritttheil der Cella abgebrochen und fortgeschafft, als ein Bote aus Rom kam und die Fortsetzung des Zerstörungswerkes untersagte. Für die Wiederherstellung des herrlichen Denkmals geschah aber nichts. – Der langsam wirkenden Zeit bleibt zu vollenden überlassen, was die unverständige Kunstliebe des Britten begonnen hat.

Tibur’s imposante Naturscenen, die weltberühmten Wasserstürze des Anio, überragt von den Trümmern der Mäcenischen Villa, werden wir, als Gegenstand eines besondern Bildes, später beschreiben.




XIX. Florenz.




Die Campagna um Florenz hat nicht das finstere, schwermüthige Ansehen, das Oede und Unheimliche der mit Ruinen und Denkmalen vergangener Jahrtausende übersäeten, menschenleeren Römischen. Milde, balsamische Lüfte, eine lachende, reizende Natur, thätige, lebensfrohe, schöngestaltete Menschen bewillkommnen dort den Reisenden und versetzen ihn in eine höhere, freudigere Stimmung.

So vorbereitet naht er der Hauptstadt Toskana’s. Noch entzieht sie der letzte Hügel seinem Auge, bald ist dieser erstiegen und in einem reizenden Thale, zu beiden Seiten des Arno, zwischen Olivenhainen, Weinbergen und Orangengärten gebettet, liegt das an großen Erinnerungen so reiche Florenz in zauberischer Anmuth zu seinen Füßen.

Florenz, (ITAL. FIRENZE) jetzt in 10,000 Häusern etwa 85,000 Einwohner enthaltend, war einst, nächst Rom, die volkreichste Stadt Italiens. In den Zeiten des Mittelalters, unter dem Bürger- und Gemeinsinn aufregenden, zu