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Seite:Meyers Universum 2. Band 6. Auflage 1835.djvu/80

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Reizender noch, weil mit wenigerm Kunstaufwand angelegt, ist die 1 Stunde von der Isola Bella ferne, aus der Mitte des See’s auftauchende Isola Madre, jenes links auf unserm Bilde bemerkliche kleine Eiland. Seine Felsen sind gleichfalls terrassirt, aber diese in einem mehr dem englischen sich nähernden Geschmack angelegt. Hier ist das Klima noch milder, als auf La Bella, und darum prangt auch die Pflanzenwelt des Südens hier in noch üppigeren Formen. Fasanen aller Arten und andere hieher versetzte schön gefiederte Vögel bevölkern die Myrthengebüsche, und ein graulockiger Gartenaufseher und dessen Familie sind die einzigen menschlichen Bewohner dieses Paradieses. Die drei andern noch kleineren Inseln (del Piscatori, St. Giovanni und St. Michael) sind mit Baumgruppen bepflanzt, die die Hütten der Bewohner, meistens arme Fischer, verbergen, welche mit dem, was die Gewässer spenden, in die benachbarten Städte handeln, oder bei nächtlicher Weile das gefährlichere und lockendere Gewerbe der Schwärzer treiben.

Niemand, der diese lieblich-bezaubernden Eilande besucht hat und eine Seele besitzt, gestimmt für stillen Naturgenuß und ächte Lebensweisheit, kann sich ihrer ohne Sehnsucht erinnern, und ohne den Wunsch, daß ihm sein Genius hier einen Freund und eine Wohnung gewähre. – In einem solchen Paradiese würden Wenige an eine weitere Reise denken, an jene ausgenommen, deren geheimnißvollen Pfade dunkel sind unserm sterblichen Auge; deren Nothwendigkeit und Zweck aber wir aus den Hieroglyphen ahnen, welche die Hand der ewigen Liebe den Pforten der Geisterwelt eingrub. –




LXIV. Salamis.




Salamis ist ein armseliges Eiland an der Küste von Hellas; seine Städte, Tempel und Monumente sind spurlos verschwunden; aber auf seinen Gewässern kämpften die Flotten der Griechen und Perser um das Schicksal der Welt, und seine Höhen sind die uralten Zeugen des denkwürdigsten und folgenreichsten Seesiegs[1], der jemals erfochten. –


  1. Am 23. September 3504. – Der Perserkönig Xerxes hatte mit dem größten Heere, das jemals den Hellespont überschritten, Hellas überschwemmt, die Griechen von der Erde zu vertilgen. – Die Athenienser und die anderen Stämme, unfähig den Kampf zu Lande zu bestehen, verließen ihre Städte, schickten die Wehrlosen in unzugängliche Gebirgsschluchten und begaben sich auf ihre Schiffe, zu einem letzten verzweifelten Rettungsversuche, oder mit einander zu sterben entschlossen. Die Bucht von Salamis war für die Geschwader der Griechen der Sammelplatz; Themistokles ihr erwählter Führer. Kaum war die Hellenische Flotte vereinigt, so erschien die des Xerxes, um sie zu vernichten. Sie war jener um zwanzigmal überlegen an Schiff- und Streiterzahl. Sie zu erdrücken gewiß, griffen die Perser ohne Ordnung an. – Aber die unwiderstehliche Gewalt edler Begeisterung, welche jeden Griechen zum Heros machte, entschied für diese den Sieg. Der Rest der persischen Armada zerstreute sich, nach der erlittenen Niederlage, in alle Winde, und so ungeheuer war die Wirkung des unglaublichen Siegs auf den „großen König“, daß Xerxes, aus Furcht, die Griechen möchten die von ihm errichtete Brücke über den Hellespont abbrechen und ihm den Rückzug abschneiden, mit seinem zahllosen Heere schimpflich nach Asien zurückfloh.