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Seite:Meyers Universum 3. Band 1836.djvu/128

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Zwei Jahrtausende waren (nach der biblischen Zeitrechnung) seit der Schöpfung verflossen, als der Nomadenfürst Abraham aus Mesopotamien jenseits des Euphrats in Canaan einwanderte, um für sich und die Seinen neue Weide- und Wohnplätze zu suchen. Eber, den Mann von Jenseits, nannten die Eingebornen den Fremden; daher der Name Hebräer. Tugend, patriarchalische Würde und Reichthum machten ihn schon im Leben berühmt, und bei den Völkern weit und breit stand er in Ansehn. Eine Kette wunderbarer Begebenheiten, – in denen man die lenkende Hand der Vorsehung deutlich erkennt, – führte die Hebräer in der dritten Generation nach dem damaligen Weltreiche Aegypten, wo sie, angesiedelt im Lande Gosen, bürgerliche Beschäftigung üben lernten. Vier friedlich verlebte Jahrhunderte mehrten ein Volk gewaltig, das im Kinderreichthum ein Gnadenzeichen des Herrn sah. Die Juden wurden den Aegyptern zur Last. Hart und immer härter legten die letztern das Joch. In dieser Noth erstand den schwer Bedrückten ein Retter in Moses, einem jener begeisterten, zum Lenken der Weltgeschicke dienenden Werkzeuge Gottes, ein weiser, kraftvoller, großer Mann, dessen Ruhm ungeschmälert durch alle Zeiten und alle Völker geht. Glücklich führte er die Nation aus dem Nilthale; aber da er sich bald überzeugn mußte, daß mit dem in der langen Sklaverei gänzlich verdorbenen Volke nichts Tüchtiges anzufangen war, gab er, ein großer Entschluß! die lebende Generation auf und setzte seine Hoffnung und seine Pläne ganz auf das freigeborne kommende Geschlecht. Mit dem Schrecken Jehova’s umgürtet, führte er die Israeliten 40 Jahre lang in Arabiens Wüsten umher, und erst als die verderbte Mehrzahl vergangen war, zog er dem Lande der Verheißung, Canaan, zu, dort mit dem zum Dienste des Allmächtigen eng verbundenen, verjüngten Volke einen Staat einzurichten. Edom umgehend, drang er von Aufgang her gegen den Jordan; hier ereilte ihn jedoch der Tod, den er lange vorher geahndet hatte. Von einem Berge übersah er noch das schöne Land, dessen Eroberung er Josua auftrug, und ging dann zu den Vätern über. Sein Name lebt, wie keines Sterblichen Name, in der Verehrung der Völker. –

Bis zur Einrichtung der Monarchie führten Stammfürsten und Aelteste, unter dem überwiegenden Einfluß der Hohenpriester, das Regiment über Israel. Das Nachtheilige des Mangels an Einheit in den obersten Gewalten wurde aber in unruhiger kriegerischer Zeit bald fühlbar, und der Wunsch des Volks führte zur Errichtung der Alleinherrschaft. In Saul sah Israel seinen ersten König. Dieser von der Priesterpartei Gewählte wollte sich nicht als deren Puppe gebrauchen lassen; darum stellte jene in David einen Gegenkönig auf. Indeß erst nach Saul’s und seines Sohnes Isboseth’s Tode wurde Goliath’s Ueberwinder als Monarch allgemein anerkannt.

David’s Regierung, obschon nicht ohne manchen Wechsel, war der Silberblick des jüdischen Staats. David war ein Mann voll Kraft zum Guten, voll Geist und Herz; aber auch manchmal hingerissen durch ungestüme Leidenschaft zu schändlichen Verbrechen. Er war ein glorreicher König, ein Held in der Schlacht, ein heiliger, erhabener Dichter, ein Mann voll Vertrauen auf den alleinigen Gott; das BEAU IDEAL eines Israeliten. Er