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Seite:Meyers Universum 3. Band 1836.djvu/166

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mit gefalteten Händen, unverrückt die Blicke nach dem geweiheten Ort gerichtet, der alles umschloß, was ihm auf Erden lieb war. Zweimal hatte das Jahr seinen Kreislauf vollendet, und im stillen Hinbrüten waren des Helden Gestalt und Geist zur Unkenntlichkeit herabgesunken. Zum drittenmal sah er die Bäume des Klostergartens in der Tiefe sich entlauben. – Da schallt eines Morgens das silberne Grabglöckchen herauf, und eine innere Stimme ruft ihm zu: es läutet für Hildegunden! Auf springt er und hinab. Es war so, es war für die gestorbene Braut. Keuchend wankt er wieder hinauf zur einsamen Hütte, und am nächsten Tage findet man ihn auf seinem gewöhnlichen Sitze, mit fest zusammengefalteten Händen, auf der Thürschwelle, die glasigen, weit geöffneten Augen stier auf das Kloster gerichtet, kalt und starr, und todt. Was der Himmel getrennt hatte, hatte der Himmel wieder vereinigt. –


Die heutigen Ruinen sind nicht die von der kleinen Hütte Roland’s, sondern jene einer stattlichen Burg, welche die Familie des Helden seinem Andenken zu Ehren nach seinem Tode aufführen ließ. Ihre Zerstörung fällt in das zwölfte Jahrhundert unter Heinrich II. Auch der Aussicht wegen lohnt sich’s der Mühe, zur Rolandsburg aufzusteigen, was von Mehlen aus ohne große Beschwerden geschieht. Nach Westen hin ist sie beschränkt; aber herrlich im höchsten Grade ist sie nach der Rheinseite zu. Das Auge weidet sich mit Entzücken an der reichen, gefällig geformten Insel Nonnenwerth, aus deren Fruchthain das berühmte Kloster freundlich heraufschaut, welches jetzt ein trefflich eingerichteter Gasthof ist, wo die Dampfschiffe anhalten und man in der schönen Jahreszeit stets eine zahlreiche und ausgesuchte Gesellschaft findet. Dahinter liegt die mit dem festen Lande durch einen Damm verbundene Rheininsel Grafenwerder mit vielen Villen, in geringer Entfernung das Städtchen Honneff, in einem Gartenkranze, links Römersdorf, und die Ortschaften Rheinbreitenbach und Scheuern; Unkel rechts – dann endlich das herrliche Siebengebirg, mit seinen von der Hand der Natur castellartig ausgezackten Felsgipfeln, und den mit Burgen und Klöstern gekrönten Höhen.

Zunächst aber, quer über, jenseits des Rheins, ragt der uralte Drachenstein empor (die Ruine rechts auf dem Stahlstich, oben auf steiler Felswand), welcher in den Kranz vaterländischer Sagen eine der anziehendsten gewunden.