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Seite:Meyers Universum 3. Band 1836.djvu/218

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äußere Zeichen des Wohlstandes du dort gewahrst: tritt nahe und zehnmal mehr wirst du sehen, als jene verheißen. So groß die Masse des Elends dort auch sey, die des Glücks ist doch unendlich größer und hinter den beräucherten unansehnlichen Hausmauern der City thronen Comfort und Lebensgenuß bei unermeßlichem Reichthum viel häufiger als hinter den glänzenden Wänden der stolzen Palläste Berlins oder Petersburgs.

Auch Venedig verliert nicht bei näherer Betrachtung. Wir treten beklommen und mit pochendem Herzen in der alten Meerkönigin verfallene Palläste, und wenn wir die Bewohner hungerig und in Lumpen in den Ecken ihrer Marmorsäle kauern sehen, dann wird uns um so beklommener. Der Kontrast vergrößert nur die Wirkung. Wir betrachten Venedig als eine Sage der Vergangenheit, eine Stadt der Todten. Geschichte und Mythe hüllen dort alles in ihren grauen gespenstigen Schleier und entzünden Theilnahme, Ehrfurcht und Grausen zugleich in der Schauenden Seele.

Petersburg hingegen, die Stadt von heute und gestern, hat nichts, was die Theilnahme des gemüthlichen Menschen anregen könnte. – Sein Glanz blendet nur für den Augenblick, er ist ohne Würde; denn der Sklave hat keine und das Grandiose weckt dort Staunen, aber keine Ehrfurcht. – Auch zerstört die ungeheure Verschwendung des Raumes in der Größe der Plätze und der übermäßigen Breite der Straßen, gewissermaßen auf der einen Seite gerade das wieder, was sie bezwecken soll; denn die herrlichsten Palläste erscheinen klein und niedrig, die Menschenmenge verliert sich in diesen weiten Räumen, sie erscheinen immer volksarm, oft öde.

Betrachtet man aber Petersburg mit dem Auge des Denkers, so kömmt es einem vor wie die Hieroglyphe der weitaussehenden Pläne seines Gründers. Eroberung war die herrschende Leidenschaft der russischen Selbstherrscher von jeher, und beim Bau der neuen Kapitale dachten sie vielleicht eben so sehr an die Weltherrschaft, als an die über Rußland.


Wir brechen hier ab. Die allgemeine Beschreibung Petersburgs weiter auszuführen, dazu werden wir in einem spätern Artikel Veranlassung haben.

Der eigentliche Gegenstand unseres Bildes, die Alexandersäule, steht auf dem Admiralitätsplatz, dem Winterpalais des Kaisers gegenüber. Es ist ein großartiges Werk und das nobelste, was die neuere Zeit in seiner Art hervorbrachte. Es besteht aus einer Granit-Säule dorischer Ordnung, die auf einem Sockel desselben Gesteins ruht, der wiederum auf einer über den Boden hervorstehenden Grundmauer, welche breite Stufen verdecken, fußt. Die Säule schließt mit einem kuppelförmigen Kopfstück von vergoldeter Bronze, auf dessen Spitze eine kolossale Engelstatue desselben Metalls steht. Sie weist mit der Rechten gegen den Himmel und mit einem Kreuze in der Linken zerdrückt sie eine Schlange. An den Seiten des Piedestals befinden sich von Trophäen umgebene Basrelief-Darstellungen