Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Dritter Band | |
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ihren Noten überschwemmten. Der Krieg nahm eine unglückliche Wendung. Er machte neue Subsidien an die fremden Mächte nöthig. Der vergrößerte Bedarf an Gold und Silber führte große Massen von Papier an die Bankkassen zur Auswechselung. Mehre dieser Anstalten kamen in Verlegenheit; einige stürzten. Dadurch vermehrte sich das Mißtrauen, und so entstand ein allgemeines Auswechselungsdrängen zu den englischen Banken, von denen der dritte Theil binnen 4 Wochen seine Zahlungen einstellen mußte. Die Bank von England, um noch größeres Unglück zu verhüten, unterstützte die solid begründeten Schwesterinstitute auf das großmüthigste, sah sich aber selbst einer großen Gefahr preisgegeben, als, auf der Höhe der Krise, vermuthlich auf Veranstaltung der französischen Regierung, ihr selbst in ungeheuern Massen ihre Noten zur Umwechselung präsentirt wurden. Die Erscheinung war um so auffallender, da im Lande ihr Kredit unerschüttert war.
Das Subsidiensystem, welchem das brittische Gouvernement damals huldigte, und das in den Jahren 1793–97 ohne Maaß und Ziel fortdauerte, das Reich in unübersehliche Schulden stürzte, brachte im Geldumlaufe fortwährend die gewaltthätigsten Störungen hervor. Die Bank von England, stets veranlaßt, sie durch Vermittelung und direkte Unterstützung auszugleichen, gab eine größere Menge Noten aus, als sie übersehen konnte, und schon 1795 zeigte sich das Mißverhältniß der cirkulirenden Papiermasse gegen die des baaren Geldes durch ein anhaltendes Sinken des englischen Courses. Es wurden um diese Zeit täglich große Summen aus der Bank gezogen, die in’s Ausland gingen. Das Uebel wurde dräuender von Tag zu Tag. Die unglückliche Wendung des Kriegs gegen Frankreich auf dem Kontinent kam dazu, den Kredit Englands in der öffentlichen Meinung zu schwächen, und als Frankreich ernstliche Anstalten zu einem Landungsversuche machte, wurde die Besorgniß eines Staatsbankerotts allgemein, der, wenn er eintrat, die Banken zuerst in seinen Abgrund fortgerissen hätte. – In den ersten 2 Monaten des 1797er Jahres herrschte Schrecken ohne Beispiel. Von allen Seiten verlangte man Geld gegen Papier. Am 25. Februar hatte die Bank kaum noch 1¼ Million Pf. St. Metallgeld zur Auswechselung übrig, und die Direktoren berechneten in geheimer Sitzung ihre Solvenzdauer auf noch 6 Tage. In dieser entsetzlichen Lage ergriff die Regierung das letzte Rettungsmittel, und am 25. Februar erschien ein Befehl des Königs, welcher der Bank die fernere Auswechselung ihrer Noten bis nach Abschluß des Weltfriedens untersagte. In jedem andern Lande hätte eine solche Maaßregel die fürchterlichste Wirkung hervorgebracht, das betreffende Papier werthlos gemacht und den Ruin der Anstalt beschleunigt, die sie retten sollte; aber der Patriotismus der Britten steckte dem Unglück sein Ziel. Die Bankiers und Kaufleute London’s und der Haupthandelsplätze des Landes faßten freiwillig den einmüthigen Beschluß, die Noten der Bank nach wie vor dem baaren Gelde gleich zu achten, und sie, so lange die Restriktionsakte in Kraft sey, in allen Zahlungen für voll zu nehmen; und zum Erstaunen der ganzen Welt erhielten sich die Papiere auf PARY. –
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Dritter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam und New York 1836, Seite 220. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_3._Band_1836.djvu/230&oldid=- (Version vom 1.9.2024)