Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Dritter Band | |
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Einrichtung, gegenwärtig die besuchteste Spaniens. 13 Academien für alle Zweige der Kunst und der Wissenschaft verzehren reiche Dotationen; aber von ihrem praktischen Nutzen hört man noch weniger, als von dem so vieler andern außerspanischen ihrer Gattung. Das königliche Museum ist an Gemälden der größten Meister eines der reichsten der Welt; und die königliche Bibliothek, früher schon an Handschriften und alten Drucken so bedeutend, hat durch die Aufhebung der spanischen Klöster einen unermeßlichen, aber noch ungeordneten Zuwachs literarischer Schätze erworben, die in ruhigern, künftigen Tagen der gelehrten Welt kostbare Ausbeute versprechen. Gewerbe und Handel beschränken sich, bei der ungünstigen Lage von Spaniens Hauptstadt, fern von schiffbaren Strömen, auf die Consumtion. –
Zu den politischen Veränderungen, welche Spanien seit einem Viertel-Jahrhundert so häufig heimsuchen, gab die bewegliche Bevölkerung von Madrid meistens den ersten Anstoß. Ihr von der Geistlichkeit geleiteter Aufstand gegen die Franzosen am 2. Mai 1808 war das Signal zur Schilderhebung der ganzen Nation, an der sich zuerst Napoleons Glück und seine Macht gebrochen hat. Auch an der neuesten Veränderung in der spanischen Politik haben die Madrider großen Antheil, und welche Hauptrolle die Hauptstadt in der Revolution, an deren Abgrund Spanien hingedrängt ist, spielen wird, ist leicht zu ermessen. Madrid ist für Spanien der Heerd des wilden, unächten Freiheitsschwindels, wie Paris für Frankreich es war, und seine Aeußerungen werden dort nicht weniger furchtbar seyn.
Diese große, volkreiche und uralte Handelsstadt liegt an der Westküste Natoliens im Hintergrunde einer reizenden Bay, welche sie – ähnlich einem Amphitheater, in welchem die Häuserterrassen die Sitze vorstellen – umfaßt. Von Griechen aus Ephesus gegründet, kam sie abwechselnd unter die Herrschaft der Aeolier, Ionier und Lydier. Diese zerstörten sie. Lysimachus, (nach Andern Alexander,) baute sie wieder auf, und im Laufe der nächsten Jahrhunderte erhob sie sich zum reichen Mittelpunkte des Klein-asiatischen Handels. Die Künste blüheten, prachtvolle Gebäude erfüllten die Stadt, und für sinnlichen Lebensgenuß trat sie an die Stelle des alten Sardis.
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Dritter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam und New York 1836, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_3._Band_1836.djvu/99&oldid=- (Version vom 2.8.2024)