Zum Inhalt springen

Seite:Meyers Universum 4. Band 1837.djvu/130

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ein fast ärmliches Ansehen und stehen, sowohl in ihrem Aeußern, als ihrer innern Einrichtung nach, denen anderer Königsstädte auffallend nach. Das Schloß im großen Garten ist etwas verfallen und der Garten selbst giebt in seinem jetzigen Zustande nur noch eine schwache Ahnung von dem, was dieser Ort der zauberischen Hoffeste in den Zeiten der prachtliebenden Auguste gewesen war. Doch hat er schöne Parthien mit reizenden Blicken über das Elbthal, er ist der Prater der Dresdener und an schönen Sommerabenden findet sich hier ein fröhliches buntes Gewühl.

Das königliche Schloß, von Kurfürst Georg dem Bärtigen in deutschem Styl erbaut, von dem zweiten August im schlechtesten französischen Geschmack vergrößert, ist groß, im Innern prachtvoll; aber seine nach dem Strom gekehrte Hauptfronte ist verbaut. Die interessanteste Ansicht ist die vom Hofe aus, ein herrlicher Raum, wo sonst Turniere und Ringelrennen gehalten wurden.

Unter den Kirchen Dresdens zeichnet sich die Frauenkirche mit ihrem schönen Dom durch Größe und Styl, – die katholische Kirche durch Schmuckreichthum von innen und außen aus. Auf den Bau der letztern wendete August III., in der Mitte des 18. Jahrhunderts, 3 Millionen. Schöne Gemälde zieren sie und das Altarblatt, eine Auferstehung Christi von Raphael Mengs, nennt man des Meisters Hauptwerk.

Aber nicht die architektonische Pracht seiner Palläste und Tempel, die Kunstschätze, die Dresden bewahrt, sind’s, was um seinen Namen einigen Heiligenschein wirft, der über die Welt hin leuchtet. In den verschwenderischen, aber kunstliebenden Augusten hatte es seine Mediceer und Herder’s Wunsch:

„Blühe, deutsches Florenz, mit deinen Schätzen der Kunstwelt,“

hat selbst der Kriegsgott erhört. In Zeiten, wo kein Privateigenthum sicher war, geschweige des Staats, blieb Dresdens Kunstheiligthum doch unangetastet. – Zuerst verdient die Gemäldegallerie Erwähnung, die vor einigen Jahren neu geordnet in einer großen Anzahl von Sälen und Zimmern des königlichen Schlosses aufgestellt ist. An Werken der italienischen und niederländischen Schulen ist diese Sammlung eine der reichsten in der Welt. Von Rubens sind 30 Bilder da (die Löwenjagd, das QUOS EGO, Meleager und Atalanta etc.), von Van Dyck 18, (Danae, König Karl I.), viele Rembrandts (Bildnisse von ihm selbst mit seiner Frau, seiner Mutter und Tochter), von Ostade, (der Meister in seiner Werkstatt), Bol, Mieris, Gerhard Dow, Teniers mehre. – Bewundernswürdig sind die Wouvermanns, und von den schönsten Werken Adrian van der Werfs sieht man eine ganze Reihe. Vortreffliche Paul Potter’s, Van der Neer’s, Both’s, Goyen’s, Snyder’s, Berghem’s, Everdingen’s; auch köstliche Stillleben von de Heem, Huysum, Eckhout etc. erfreuen in großer Zahl. Hervorstechende Zierden sind Ruysdaels Jagden und Wasserfälle und die Architekturbilder von Steenwyck. In der deutschen