Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Vierter Band | |
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Modellen von Maschinen und merkwürdigen Gebäuden des Alterthums gehören. Vieles Unbedeutende und manche Spielereien sind hier mit dem Kostbarsten zusammengehäuft, und eine Sonderung thäte Noth.
Schöner und herrlicher aber als alle Kunst ist Dresden’s Natur, und in dieser Beziehung gebührt ihm der Preis vor allen andern Königsstädten Deutschlands. Auf der einen Seite sieht es den prachtvollen Strom langsam und majestätisch durch ein breites und üppiges Thal sich winden, dessen, der Mittags-Sonne zugekehrten Wände Weinberge bedecken, mit unzähligen Winzerhäuschen und Villen; auf der andern Seite, nach Böhmen hin, breitet sich aus jene Landschaft mit den finstern und romantischen Thälern, mit Vesten und den Trümmern von Raubritterburgen auf wundersam gestalteten Felsen, voll wilder Bergströme, die bald in tiefen Schluchten brausen, bald als Kaskaden und Wasserfälle hoch herabstürzen; mit einem Worte: die sächsische Schweiz. Die Betrachtung der schönsten Punkte derselben aber sparen wir für eine besondere Beschreibung auf.
Die Thatsache des rastlosen, ja beispiellosen Fortschreitens der Vereinigten Staaten von Nordamerika in Bevölkerung, Anbau, Handel, Gewerbsamkeit, Kunst und Wissenschaft, folglich auch in Macht und Reichthum, schien bis vor Kurzem so festzustehen, und fand so allgemeine Anerkennung in Europa, daß selbst feindselige Gesinnungen nicht wagten, aus Furcht sich lächerlich zu machen, ihr zu widersprechen. Nur über die Gründe, auf welchen diese Thatsache beruhte, schienen sich die individuellen Ansichten der Beurtheiler nicht vereinigen zu können. Es gab eine Parthei, welche der alten Welt weiß machen wollte, daß jenes transatlantische Wunder sozialer Entwickelung blos das Produkt materieller Ursachen sey, ein Spezial-Erzeugniß des nordamerikanischen Bodens, was man den Leuten da drüben mit derselben Resignation lassen müsse, wie seine Palmenwälder dem Afrikaner. Bewahre uns des Himmels Gnade, rief man aus, vor jedem Versuche, es den Nordamerikanern nachzuthun! Lasset uns das junge Amerika – als Bein von unserm Bein und Fleisch von unserm Fleisch – lieben, in Manchem
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Vierter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam und New York 1837, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_4._Band_1837.djvu/132&oldid=- (Version vom 27.9.2024)