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Seite:Meyers Universum 4. Band 1837.djvu/177

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Verglichen mit der Felsenpracht dieses Thals sinken die berühmten Ansichten des Plauen’schen Grundes in’s Unbedeutende herab. Aber der erhaltene Maßstab wird auch für die meisten andern Parthien der sächsischen Schweiz ein zu großer. Darum ist dem Reisenden zu rathen, den Besuch des Bieler Grundes für das Ende der Tour aufzusparen, damit der gewaltige Eindruck das Gefühl für minder großartige Naturschönheiten nicht verkümmere.




CLXXV. Die Kasankirche in St. Petersburg.




Was die Peterskirche für Rom, ist die Kasankirche für Petersburg. Dort dient an Gallatagen der Religion der Pabst selbst am Hochaltare als Priester, hier der erste Metropolit der griechisch-russischen Kirche. Ich werfe auf den Kultus derselben einen Blick, ehe ich ihren Erztempel beschreibe.

Von den drei großen Fraktionen, in welche die Christenheit gespalten, ist die griechische Kirche diejenige, welche in ihren Glaubenslehren und Gebräuchen den Ansichten folgt, die unter den Gemeinden im ehemaligen römischen Ostreiche sich seit dem 4ten Jahrhunderte eigenthümlich ausprägten. Sprache, Sitten und Denkweise der orientalischen Völker, so verschieden von denen des Westens, übten nothwendig einen großen Einfluß auf abweichende Auslegung der heiligen Bücher und Vorschriften, und legten frühzeitig den Keim einer Scheidung zwischen der abendländischen und morgenländischen Kirche. Die Conzilien im 5ten Jahrhunderte konnten offene Streitigkeiten zwar verzögern, aber nicht verhindern. Sie brachen, genährt durch die Eifersucht der Patriarchen in Rom, Constantinopel und Alexandrien, von denen jeder nach Alleinherrschaft strebte, auf das heftigste aus, und anmaßlich schleuderte Rom (484) seinen Bannfluch gegen die Dissentirenden. Zwar vermochte ein Vierteljahrhundert später der römische Bischof, mit Hülfe des griechischen Kaisers, eine scheinbare Wiedervereinigung der Meinungen herbeizuführen; aber nachdem der Pabst von der Oberherrschaft des Hofes zu Constantinopel sich losgemacht und Bündniß geschlossen hatte mit den fränkischen Königen, denen er die Cäsarenkrone aufsetzte, bereitete sich eine förmliche Scheidung der abendländischen und morgenländischen (lateinischen und griechischen) Kirchen vor. Sie erfolgte im Jahre 1053 und einige spätere