Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Vierter Band | |
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(Trier’sche), der Reimer’sche, der Keil’sche und der sonst Reichenbach’sche (jetzt Gebhardt’sche) in der Rannstädter Vorstadt besondere Erwähnung.
Letzterer war der Schauplatz der Schlußscene des großen Kampfes, durch welchen ein Welttheil sich aus den Eisenarmen des corsischen Eroberers wand. Hier steht das Denkmal Poniatowski’s, der Stelle im Elsterflusse gegenüber, wo der Held, nachdem er seine Polen, um Napoleon den Rückzug zu decken, zum letztenmale den heranstürmenden Siegern entgegengeführt hatte, (am 19. October 1813), in dem Versuche, das entgegengesetzte Ufer zu erreichen, ertrank.
Unter den entfernteren Umgebungen ist das anmuthige Rosenthal seit lange berühmt. Eine Menge zum Theil stattlicher Villen, mit parkähnlichen Anlagen, zwischen der Stadt und den nächstgelegenen Dörfern, geben von dem vorherrschenden Sinne der Leipziger für ländliche Vergnügen und ihrer Empfänglichkeit für die Reize der schönen Natur Zeugniß. –
Humanität sitzt seit Jahrhunderten auf Sachsens Fürstenstühlen, und seiner Regenten standhaftes Wirken für die höchsten und vorzüglichsten Güter der Menschen, für geistige Freiheit, für Wissenschaft und Kunst ist ihr unvergänglicher Ruhm. Weit voran schritten die deutschen Stämme unter sächsischer Herrschaft den übrigen germanischen Völkern in der Bildung, und vorzüglich waren Wittenberg und Leipzig die Heerde, auf denen die Flammen der Kultur hoch aufloderten, leuchtende und zündende Funken tragend durch das gesammte Vaterland. Leipzig hat die Ehre, die Wiege unserer Nationalliteratur zu seyn, und zu einer Zeit, als uns die Franzosen noch Barbaren nannten, als der größte der deutschen Monarchen selbst sich noch der Muttersprache schämte und mit Verachtung auf ihre Erzeugnisse herabsah, einen Kreis von Männern erzogen zu haben, großen Geistes und mit starkem Willen, die zuerst des Auslandes Fesseln für immer brachen und Deutschlands Literatur binnen ein paar Jahrzehnten zu einer Höhe führten, zu der wir mit gerechtem Stolze hinweisen, der Fremde mit Neid hinansieht. In vernünftiger Reform des Schulwesens ging Sachsen allen andern deutschen Staaten, als Zugführer, weit voraus, und die höheren Unterrichtsanstalten Leipzigs dienten, bis auf die neueste Zeit, für nahe und ferne Länder als Muster zur Nachahmung. Berühmt sind die Thomas- und die Nicolaischule schon seit langen Jahren. Geßner, Ernesti, Fischer, Reiske und vieler anderer ihrer Lehrer sind unsterbliche Namen. Auch für eine liberale, zeitgemäße Bildung des Bürgerstandes gibt die hiesige Rathsfreischule ein noch unübertroffenes Vorbild ab, und eine große Menge blühender Elementar-Unterrichtsanstalten, Sonntags-, Frei- und Handwerksschulen werfen in die niedrigsten und dunkelsten Lebenskreise das segenbringende Licht des Wissens, der Erkenntniß und der Gesittung. Daher ist es gekommen, daß der Masse von Leipzig’s Bewohnern ein Grad von Bildung eigen ist, welcher jedem Fremden auffällt und wohlthut.
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Vierter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam und New York 1837, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_4._Band_1837.djvu/41&oldid=- (Version vom 9.9.2024)