Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Fünfter Band | |
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Ich habe an einem früheren Orte[1] eine allgemeine Ansicht von Cadix beschrieben: Das nebige Bild führt uns in das Innere der uralten Welthandelsstadt. – L’Alameda ist für Cadix das, was die Boulevards für Paris, der St. James Park für London sind: eine Promenade, wo sich arm und reich, Leute aus allen Ständen, von jedem Alter und aus allen Völkern, besonders in den Abenden, versammeln, um frische Luft zu schöpfen. Es ist eine schattenreiche Allee von zwei Doppelreihen großer Linden, auf einer Seite von stattlichen Wohnungen, Kirchen und Klöstern eingefaßt, auf der andern offen, und eine reiche, weite Aussicht über die spiegelnden Wogen des Oceans beherrschend. Im fernen Hintergrunde, am Ostende der Bay, liegen die Kriegsschiffe, abgetackelt und finstern Ansehens, vor Anker. Näher der Stadt flattern die Wimpel der Kauffahrer, und unmittelbar vor den Kays sind unzählige Bote geschäftig, theils die Waaren einzunehmen, welche zur Befrachtung der aussegelnden Fahrzeuge bestimmt sind, theils um diejenigen Güter auszuladen, welche die angekommenen Schiffe mitgebracht haben, weil diese selbst, der Klippen und Untiefen wegen, nie bis an die Stadt gelangen können. Jenseits der Bay, vom hohen Ufer derselben, blinken die Städte Santa Maria, Rota und Porto-Reale mit ihren Citadellen, und die weißen Villen und Klöster, welche die Höhen einnehmen.
Bis zur Administration des Grafen O’Reilly war Cadix berüchtigt wegen der Unsicherheit und der Unreinlichkeit seiner Straßen, wegen des schlechten Pflasters und der Verunstaltung der öffentlichen Plätze und schönsten Gebäude durch elende Hütten und schmutzige Buden. Jener Mann machte sich die Verschönerung von Cadix zur Lebensaufgabe, und hat sich dadurch ein unvergängliches Denkmal gesetzt. Die Alameda, in ihrer jetzigen Gestalt, ist ganz sein Werk. Die Budenreihen, welche die Promenade früher beengten, wurden entfernt, die Häuser, welche die freie Aussicht versperrten, niedergerissen, der ganze Platz geebnet, neu bepflanzt, und an die Stelle vieler alten und Einsturz drohenden Wohnungen Prachtgebäude zu öffentlichen Zwecken aufgeführt. Die mit Gestrüpp überwachsenen tiefen Gräben gegen die Seeseite hin, welche Banditen zum gewöhnlichen Schlupfwinkel dienten, wurden ausgefüllt und in Blumenbeete und Grasplätze verwandelt. Dadurch ist für Cadix ein Spaziergang gewonnen
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Fünfter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1838, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_5._Band_1838.djvu/129&oldid=- (Version vom 19.10.2024)