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Seite:Meyers Universum 6. Band 1839.djvu/15

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Welttheils. Er wird geschützt und beherrscht durch das Fort Elfsberg, dessen Batterien ihn bestreichen. Die Zeit ist noch neu, wo sich in diesem Hafen die Handelsflotten der Erde versammelten, wo Gothenburg der Markt war, auf dem sich das ganze europäische Festland mit den Waaren der beiden Indien, Amerikas und der brittischen Manufakturen versorgte. Damals – die Zeit der sogenannten Continentalsperre (1807–12) – erwarb man hier gar leicht Reichthum, von dem man noch die Spuren in den großartigen, damals neu entstandenen Privatwohnungen und weiten Speichern, und in der, in den Kreisen des höhern Bürgerstandes herrschenden Opulenz findet, die man in keiner Stadt Schwedens so ausgeprägt antrifft. Woher der Anstoß dazu gekommen, ist bald zu erkennen: alle vornehmen Einrichtungen sind im englischen Style. – Allein neben diesen Zeichen des Wohlstandes gehen die des Verfalls Hand in Hand; der Hafen ist leer im Vergleich gegen sonst, viele der Waarenspeicher verschlossen und ohne Anwendung. Gewöhnt an das schnelle Erringen von Reichthümern, kann sich die Generation in die ganz veränderten Verhältnisse nicht finden, und statt ihren Aufwand denselben weise anzupassen, ist eine traurige Neigung zum Luxus, zum äußern Schein und für Prahlerei eingewurzelt, welche die Mittel, die sie nicht mehr in soliden und sichern Geschäften haben kann, durch gewagte und ungemessene Spekulationen zu erhaschen strebt. Daher die häufigen Fallimente, welche seit einer Reihe von Jahren von hier aus die Handelswelt erschrecken und dem Gothenburger Kaufmannsstande Kredit und Ruf im Auslande so sehr untergruben, daß nur noch wenige Firmen, ehrenvolle Ausnahmen, unerschütterten Glauben an ihre Solidität genießen.

Aber das schwindelnde Geschlecht wird vergehen, verwehen der Sturm, der es niederbeugt, und in gereinigter Atmosphäre, auf dem Boden der Wirthschaftlichkeit und des Fleißes, wird der gute Ruf des Gothenburger Kaufmanns wieder keimen und blühen; – jener Ruf, welcher ihm einst in so vollem Maaße gebührt und gehört hat. Die Lage Gothenburgs, sein Hafen und der Götakanal sichern ihm immer einen ehrenvollen Antheil am Weltverkehr, wenn auch der Platz niemals die Glanzrolle wieder übernehmen kann, zu der ihn nur die außerordentlichsten Verhältnisse erheben konnten, Verhältnisse, welche immer vorübergehend sind und die in diesem Jahrtausend sich wohl nicht wiederholen.

Für Gothenburg’s Handel, der jetzt nicht über 600 Seeschiffe jährlich beschäftigt, und größtentheils in der Ausfuhr von Eisen, Kupfer, Häringen, Holzwaaren, und in der Einfuhr von Getreide, brittischen Colonialwaaren und Manufakturen besteht, kann eine bessere Zeit erst dann kommen, wenn der Hauptreichthum Schwedens, sein Metallreichthum, in größerm Maßstabe aufgeschlossen und benutzt wird. Schwedens Schätze in dieser Beziehung sind unerschöpflich, und in eben dem Maaße, als es der weisen Regierung gelingt, die fremden Kapitale und Unternehmer auf deren Ausbeutung hinzuleiten, – wozu sie kein Mittel unversucht läßt – wird sich auch der Handel und der Reichthum Gothenburg’s steigern, welches, vermöge des Götakanals, den natürlichen Stapel- und Verladungsplatz für jene Produkte abgibt. Das Eisen Schweden’s ist das beste in der Welt; seine Vorräthe an den

Empfohlene Zitierweise:
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Sechster Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1839, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_6._Band_1839.djvu/15&oldid=- (Version vom 10.11.2024)