Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Sechster Band | |
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Eine des praktischen Denkers würdige, wichtige und zeitgemäße Untersuchung wäre die über die wahrscheinlichen Weiterfolgen des Associationsgeistes auf die Menschheit. Bereits umringen uns seine Wunder; und doch ist das Geschehene blos sein Erstlingswirken, die erste Kraftäußerung eines Riesen, der noch in den Kinderschuhen geht. Man schwindelt, denkt man an die Entwickelung, der er rasch zueilt. Ein paar Jahrzehnte haben hingereicht, die Macht der Vereinigung kleiner Kräfte für große Zwecke der Welt begreiflich zu machen und den Sinn für Aktienvereine da zu wecken und zur That anzuregen, wo früher kein Funke zu sehen war. Ueberall ruft er Anstalten zur Beförderung der menschlichen Wohlfahrt in’s Leben, und indem er alle Zweige der Industrie und Gewerbe nach und nach in seinen Zauberkreis zieht, führt er ihre Umgestaltung herbei. Banken, Assekuranz-, Renten-, Versorgungs- und Wittwenanstalten jeder Art entstehen, und jedes dieser Institute gibt seinen Beitrag zur Vermehrung des menschlichen Glücks. Aktienvereine schließen die Eingeweide der Erde auf, heben ihre Schätze oder öffnen ihre verborgenen Quellen und führen sie in die volkreichen Städte. Aktienvereine beleuchten die Straßen und Häuser, graben Kanäle, führen Brücken auf. Mit Eisenbahnen knüpfen Aktienvereine Länder und Völker zusammen und mit feurigen Rossen lassen sie den Bauer wie den Fürsten mit der Geschwindigkeit des Adlerflugs reisen. Alle Stände haben am Genuß ihrer Leistungen Theil; alle Stände haben auch Fähigkeit, ihnen anzugehören und ihnen ihre Kräfte zu widmen. Der Hofmann wird Aktionair; der Fürst studirt, vernünftiger und mit mehr Vortheil für sich und Undere, Aktienpläne, statt Schlachtenpläne; und Könige und Kaiser wissen in den Versammlungen der Gewerbtreibenden nicht nur das Wort zu führen, sondern auch manches verständige Wort zu sagen. „Eine neue Zeit verdrängt die alte; erstere erfordert ein immer zunehmendes Wissen, ein immerwährendes Bessern, ein rastloses Forschen, Denken und Handeln, um in gleicher Höhe mit Denen sich zu erhalten, welche einem ähnlichen Triebe folgen. Fortschreiten ist jetzt die Bedingung des Bestehens, keinen Mittelstand zwischen jenem und verderblichem Zurückbleiben zulassend.“[1]
- ↑ Worte des Erzherzogs Johann von Oesterreich in der Versammlung des Industrievereins in Triest. Goldene Worte, zumal der Beherzigung in Deutschland werth.
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Sechster Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1839, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_6._Band_1839.djvu/168&oldid=- (Version vom 7.10.2024)