Zum Inhalt springen

Seite:Meyers Universum 6. Band 1839.djvu/221

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

Dampfboote befuhren im vorigen Jahre den Ganges allein. Das Auffinden von Kohlenlagern an den Gestaden des letztern eröffnet der Industrie und dem Verkehr neue Aussichten, und die nach Bombay und Madras projektirten Eisenbahnen versprechen der handel- und kapitalreichen Hauptstadt auch die südlichen und westlichen Provinzen zu öffnen. – Der Handel Calcutta’s beschäftigt gegenwärtig über 800 Seeschiffe, und über 20,000 Flußfahrzeuge unterhalten den Verkehr landeinwärts. Das in den Geschäften angelegte Kapital wird auf 400 Millionen Thaler geschätzt. – Alle Produkte Indiens und Asiens nehmen Theil an Calcutta’s Ausfuhr; die Einfuhr begreift, neben unermeßlichen Summen baaren Geldes, besonders die feinern Erzeugnisse der brittischen Manufakturen. Daß es hier nicht an vielerlei Anstalten zur Förderung des Handels und seiner Kenntnisse fehle, und, außer Börse, Bazars u. s. w. Calcutta auch Banken und Assekuranz-Gesellschaften in hinreichender Menge besitze, bedarf wohl kaum der Erwähnung.




CCLXXX. Darmstadt,
Hauptstadt des Großherzogthums Hessen.




Wer ein Panorama der heitersten Art, an welches sich das Geheimnißvolle und Betrachtende des Alterthums knüpft, suchen mag, der findet es auf dem Wege von Heidelberg nach Darmstadt, auf der Bergstraße. Ich habe sie sechsmal bereist, und mit immer neuem Entzücken genoß ich die Bilder, welche in steter Abwechselung, eines schöner als das andere, an dem Wanderer vorüber ziehen. Rechts begleitet ihn das am Odenwald sich anschließende Gebirge mit seinen Rebengeländen und Fruchtfeldern, welche bis an den Saum der dunkeln Wälder reichen, die alle Höhen umhüllen; links ist dem Blick eine weite Fläche geöffnet, welche der Rhein durchwandert, und im fernen Hintergrunde zieht sich im weiten Halbkreise die blaue Kette der Vogesen hin. Unzählich sind die Flecken und Dörfer, die bald traulich sich in dem Busen der Berge kauern, bald breit und anmuthig in die Ebene sich lagern, umgeben von zahlreichen Obstpflanzungen und üppigen Fluren. Jeden Hügel am Wege, jede Höhe im Gebirge schmückt eine alte Burg, oder die Trümmer eines Klosters, Zeugniß gebend, wie schon in den ältesten Zeiten den naturfrohen Sinn der Menschen die Schönheit der Gegend gefesselt hat.

Empfohlene Zitierweise:
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Sechster Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1839, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_6._Band_1839.djvu/221&oldid=- (Version vom 8.10.2024)