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Seite:Meyers Universum 7. Band 1840.djvu/151

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CCCX. Augsburg.




Gern weile ich bei deinem Bilde, du altes, ehrwürdiges Augsburg, du Vaterstadt von so manchen großen und guten Menschen, du Schauplatz von so Vielem, was als wichtig und folgenreich durch die Zeiten geht; du Stätte des redlichen Fleißes, du Wohnsitz hochherziger Gesinnung und biederer, altdeutscher Sitte! Wohl kann man sich erfreuen an dem Alten, wenn, wie hier, ein lebendiger Kern darin steckt, der die Gegenwart nährt, und Fruchtkeime für die Zukunft birgt. Man fühlt sich mitgeehrt, wenn die alten Städte ihrer großen Männer und Meister mit Festen und Bildsäulen gedenken, und das Herz schwillt, wenn man das ganze deutsche Volk sich bewegen sieht, ein Fest, wie Guttenberg’s, zu feiern. Aber es schwillt auch die Faust, wenn man, wie sonst Gotteswort, Presse und Lettern an Ketten sieht, und man merkt, das wohl hie und da vom schönen Jubel-Feste nichts übrig bleiben soll, als ein Dienstjubel. Dann ist’s recht, man thut wie Augsburg gethan und Nürnberg: – macht eine stille Gedankenfeier daraus, und läßt die Andern mit Glocken läuten, und die Thürmer blasen, und die Leute Begeisterung aus Champagner-Gläsern schlürfen, und die Zunftgenossen gerührt seyn, und breterne Buden bauen, und derbe Schmäuse und geschniegelte Reden halten, und Lieder dichten, so schön, wie nur je welche gedichtet worden sind bei der Dienst-Jubelfeier irgend eines knöchernen Staatsschreibers, der das große Verdienst gehabt hat, fünfzig Jahre lang des Papiers recht viel zu verbrauchen. – Ich halte es gern mit Denen, die keinem falschen Götzen räuchern mögen, wenn sie den Willen haben, einen wahrhaftigen Gott anzubeten, dessen Werde! tief unter dem Firmamente hervor das Licht gerufen, welches die ewige Nacht vom ewigen Tage scheidet. –

Aber zur Ordnung. Aus dem Guttenberg’s-Aerger wird doch keine Beschreibung Augsburg’s.


Stattlich – nicht eben schön und malerisch, – nimmt sich das große Augsburg auf seiner weiten, vom Lech durchströmten Thalebene von ferne aus. Mit der Fernsicht Erfurt’s, Nürnberg’s, Würzburg’s, Prag’s, Salzburg’s etc. kann’s freilich seine nicht messen. Der Landschaft fehlt ein Haupt-Schmuck; die Höhen nämlich mit den Mauerkronen, die, wie z. B. die Kaiserburg bei Nürnberg, herrlich über die Giebel hereinschauen. Doch wenn man der schönen,

Empfohlene Zitierweise:
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Siebenter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1840, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_7._Band_1840.djvu/151&oldid=- (Version vom 8.11.2024)