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Seite:Meyers Universum 7. Band 1840.djvu/67

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CCLXXXXIV. Bad Brückenau.




In einem langen, freundlichen Thale, dessen Bergwände mit stattlichem Buchen- und Eichenwald bedeckt sind, und durch welches der helle Sinnfluß rauscht, liegt Bad Brückenau, eine kleine halbe Stunde vom Städtchen gleichen Namens.

Der Badeort ist eine Einrichtung neuerer Zeit und größtentheils eine Schöpfung König Ludwig’s von Bayern, der ihn jeden Sommer auf mehre Wochen besucht. Indes mag die Heilkraft der Quellen, obschon vor nicht langer Zeit erst wieder erkannt, schon vor vielen Jahrhunderten benutzt worden seyn. Beim Bauen hat man häufig alte Grundmauern und in der Nähe der Quellen selbst die Ueberbleibsel von Wasserleitungen gefunden.

Der Brückenauer Gesundbrunnen gehört zu den eisenreichen, alkalisch-salinischen Säuerlingen, ist wohlschmeckend und hält sich ohne merkliche Veränderung in gutverschlossenen Krügen 8–10 Jahre lang. Bei allen Krankheiten, die Schwäche der Verdauungsorgane und des Nervensystems zum Grunde haben, wirkt er mit oft sehr ausgezeichneter Heilkraft. Leberkranke und Lungensüchtige gebrauchen ihn zu großer Erleichterung. Er wirkt als Bad und als Trank. Einmal war eine Zeit, wo er als Schönheitsmittel bei der Damenwelt in großen Ehren stand. Freilich konnte er manche unbescheidenen Erwartungen nicht befriedigen, und sein Ruf ging wieder verloren.

Seitdem des nahe, schwesterliche Kissingen sich rasch zur Frequenz eines Kurorts vom ersten Range erhoben hat, ist Brückenau, wenn auch nicht weniger besucht als sonst, doch weniger besprochen, als früher. Den Namen eines großen Bades hat es niemals erlangen können; es gehörte stets jener Classe von Kurorten an, wo man gewiß ist, Gäste zu treffen, denen es um den ernsten Zweck zu thun ist; nicht blos um Vergnügen und Genuß. Darum ist auch das Leben der hiesigen Kurgäste durch die äußern ostensibeln Zeichen des Haschens nach Vergnügen wenig gestört, und selbst die Anwesenheit des Königs, der die alterthümliche Liebhaberei für leeren Pomp und Prunk des Königthums in Brückenau niemals zur Schau trägt, gibt selten Anlaß zu Festen, wo die Freude lärmt und mit Livreenschimmer das Auge blendet. Kur und hergebrachte Lebensweise schicken die Gäste am frühen Morgen zu den Brunnen und auf die Spazierwege. In den spätern Stunden des Vormittags versammelt der Pavillon oder der Saal des großen Kurhauses die geselligern Gäste, und der grüne Tisch hält die Spiellustigen gefesselt. Nachmittags, wenn die Witterung freundlich ist, macht man Parthieen in’s Freie, oder – je nach Neigung und

Empfohlene Zitierweise:
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Siebenter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1840, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_7._Band_1840.djvu/67&oldid=- (Version vom 26.10.2024)