Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Neunter Band | |
|
Noch ist in Schweden und Norwegen eine ziemliche Anzahl dieser Denkmäler vorhanden, die von der grauesten Sagenzeit bis in’s dreizehnte Jahrhundert hinabreichen; denn erst spät kam das Bauta-Setzen unter dem Einflusse einer andern Religion, anderer Staatsformen und der daraus sich herleitenden Aenderungen in Sitte, Gesinnung und Denkungsart außer Gebrauch.
Frithiofs-Bauta ist eines der imposantesten dieser alten scandinavischen Ehrenmale, und obschon am Meere stehend und Wind und Wetter seit länger als tausend Jahren ausgesetzt, ist es noch vollkommen erhalten. Jedermann kennt den mit diesem Steine geehrten Helden aus der Bearbeitung des trefflichen Tegner, welcher die Frithiofs-Sage unter allen Völkern germanischen Stamms gleichsam neu eingeführt und wieder heimisch gemacht hat.
in den Berner Alpen.
„Im Riesenbau des Alpengebirgs ist das Berner Oberland ein Sanktuarium,“ bemerkt Bonstetten; man konnte hinzufügen: ein Sanktuarium in Trümmern. Ueberall, durch das ganze Gebirgsland, treten die Zeugen gewaltsamer Zerstörungswuth vergangener, weit über jede menschliche Geschichte hinausreichender Zeiten auf und seit unzähligen Aeonen nagt eine langsame, immer fortgehende Verwitterung an den, dem Scheine nach der Ewigkeit trotzenden Colossen. Das Prachtgebäude der Berner Centralalpen ist im Grunde nichts, als eine Ruine, deren himmelanstrebende Mauern Schutthügel umgeben. Aber diese Ruine des Urgebirgs ist herrlich und erhaben über alle Beschreibung. Tiefe Thäler, Spalten und Schlünde zerreißen es in allen Richtungen und bieten auf den höhern Standpunkten dem Auge eine furchtbar schauerliche Versammlung von Pyramiden, Obelisken, Gebirgsmauern und Bollwerken dar, deren Häupter über die Wolken ragen und zu deren Füßen die tiefen Thäler als finstere Klüfte erscheinen. Nackte, senkrechte, oft überhängende Wände, Schluchten, oft mit Gestein überschüttet, durch welche die Alpenströme Sturz auf Sturz herabdonnern, grotesk emporstrebende Gebirgsgestalten
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Neunter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Philadelphia 1842, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_9._Band_1842.djvu/152&oldid=- (Version vom 2.1.2025)