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Seite:Meyers Universum 9. Band 1842.djvu/159

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Wichtigkeit dieses edelsten aller Metalle ganz würdigen lernen, indem man bei jedem Schritt auf Gußeisen, Stabeisen, Eisenblech und Stahl unter immer neuen Gestalten und tausend Verwandlungen stößt, an die man auf dem Continente noch wenig gedacht hat. Eiserne Carossen sieht man da über eiserne Straßenpflaster rollen, man wandelt über eiserne Trottoirs an eisernen Wegsäulen vorüber und unter eisernen Colonnaden hin, sieht die Brunnen, Bauornamente, Denksäulen, die Wasserleitungen und Laternenpfähle, die Gasleitungen und Kloakenrinnen, die Wachthäuser und die Einfriedigungen der Wohnungen, Höfe, Gärten und Felder, die Grenzpfähle und Meilenzeiger, die Bänke, Kiosks und Geländer der Parks und öffentlichen Anlagen, die Schuppen, Bedachungen, Fußböden, Tragbalken, Portiken; die Kay- und Hafeneinfassungen und in den Bergwerken die Erzgefäße, die Fahrten, die Tragbalken in Stollen und Schächten, die Pumpen und Röhren, die Taue und Seile sogar (letztere aus Draht geflochten) Alles aus Eisen. Jene luftigen, lichten, dem Anscheine nach so leichten Gebäude von colossalem Umfange, die Waarenspeicher für den Weltverkehr, welche, trotz ihrer scheinbaren Zerbrechlichkeit, Lasten von hunderttausenden von Centnern tragen (z. B. die sechsstöckigen Katharinendocks in London) – sie wären, ohne Anwendung von Gußeisen, plumpe, finstere Bauwerke von häßlichem Ansehen, wie es z. B. die alten dortigen Speicher der ostindischen Compagnie noch sind. Jene im Fremden zugleich Bewunderung und Wohlgefallen erweckenden schlanken Brücken, die zierlichen Fußstege über Canäle, Flüsse und Bäche, die leichten, die Fluthen bevölkernden Boote, Dampf- und Yachtschiffe sind jetzt meist von Eisen, eisern sind die Geräthe der Spitaler, der Waisen- und Zuchthäuser, eisern so häufig die Möbel in der Hütte der Armuth, wie in den Palästen des Reichthums. In den Fabriken und Manufakturen, in den großen Werkstätten der britischen Industrie, von der Dampfmaschine an, die Alles bewegt, bis zum Sessel des Arbeiters, ist alles von Eisen; eisern sind die Bänke im Gotteshause und die Sitze im Theater. Wäre aber Jemand, dem das Alles noch nicht genügte, um zur vollen Ueberzeugung zu gelangen, daß Eisen und Steinkohlen für die menschliche Industrie das sind, was für die physische Existenz des Menschen die Nahrung ist, der gehe hin und besuche die großen Werkstätten für die Gewinnung des Eisens selbst. In einem einzigen Thale von South-Wales in England, das noch vor fünfzig Jahren eine Einöde war, flammen jetzt 21 Hochöfen, Feuerbergen gleich, welche wöchentlich 30,000 Centner Roheisen aus den Erzen erzeugen. Die Werke von Merthyr-Tydvill und Cyfartha fabriziren jährlich zwölfmalhunderttausend Centner Eisen aus vierthalb Millionen Centner Erz und 4 Millionen Centner Steinkohlen, und geben, mit Hinzurechnung der Bergarbeiter, über 14,000 Menschen Arbeit und Brod. Kein Gewerbe kann sich in Bezug auf die Nützlichkeit und die Menge der Arbeiter, die es, im Verhältniß zum Werthe seiner Production, ernährt, der Eisenbereitung an die Seite stellen; denn durch alle Staffeln der Bearbeitung, von den rohen Erzen und der Kohle an bis zur höchsten Veredlung, geht der Werth der Erzeugnisse zumeist als Arbeitslohn