Zum Inhalt springen

Seite:Meyers b19 s0453.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19

mit einem Kohlensäuregehalt von 5 Proz. (T = 694) und einer Abgangstemperatur (bez. einem Temperaturüberschuß über die äußere Luft) von 300°, t = 300, so ergibt sich der Wärmeverlust durch die Rauchgase Proz. Enthielten die Rauchgase 10 Proz. Kohlensäure und 300° Abgangstemperatur, so ergibt die Formel einen Wärmeverlust von Proz. Um nun zu prüfen, inwieweit diese theoretischen Auseinandersetzungen den thatsächlichen Verhältnissen entsprechen und eine praktische Anwendung gestatten, lassen sich die Beobachtungen der Münchener Station benutzen, da Koks beim Verbrennen unter den hier in Frage stehenden Umständen sich ähnlich verhalten wie Holzkohle. Bei den oben angeführten vier Koksversuchen ist beobachtet worden:

  I II III IV
Kohlensäuregehalt der Rauchgase 8,0 10,2 13,8 14,9
Temperaturüberschuß (t) 218,0 203,0 192,0 174,0
Wärmeverlust in Proz. der entwickelten Wärme von 21,0 15,0 12,0 10,0
Dem gegenüber ergibt sich aus der Formel mit Hilfe obiger Tabelle
Verlust durch die Rauchgase in Proz.
20,0 14,6 10,4 8,7

Rechnung und Versuch zeigen also in diesen extremen Fällen eine genügende Übereinstimmung (größte Abweichung 1,6 Proz.), um die Brauchbarkeit der Formel für viele praktische Zwecke zu erweisen. Auch für Steinkohlen werden, wie eine genauere Überlegung zeigt, innerhalb gewisser Grenzen noch praktisch brauchbare Resultate erhalten, obwohl durch den Wasserstoffgehalt der Kohle und den bei der Verbrennung entstehenden Wasserdampf eine Verschiebung der Verhältnisse eintritt. Soweit es sich um Dampfkesselfeuerungen, also um relativ niedrige Abgangstemperaturen handelt, wird man auch bei wasserstoffreichen Brennstoffen, z. B. Saarkohlen, auf eine Übereinstimmung von etwa 2–4 Proz. rechnen dürfen. Vgl. Bunte, Zur Wertbestimmung der Kohle (Verhandlungen der 30. Jahresversammlung des Vereins von Gas- und Wasserfachmännern); Gyßling, Auswahl, Lieferung und Prüfung von Brennstoffen (München 1884); Naumann, Die Heizungsfrage (Giehen 1884); F. Fischer, Chemische Technologie der Brennstoffe (Braunschw. 1880).

Heizung der Eisenbahnwagen mit Elektrizität, s. Eisenbahnbetrieb, S. 218.

Henne, Alexander, belg. Historiker, geb. 8. Jan. 1812 in Kassel, siedelte nach Belgien über, ward Unterdirektor im Kriegsministerium in Brüssel, dann bis 1889 Sekretär der Akademie der schönen Künste und Präsident der Société de l’histoire de Belgique daselbst. Er schrieb: „Notice historique, statistique et descriptive de la ville de Bruxelles“ (Brüss. 1846); „Histoire du règne de Charles-Quint en Belgique“ (das. 1858–60, 10 Bde.), „Histoire de la Belgique sous le règne de Charles-Quint“ (das. 1861); auch gab er die „Mémoires de Pontus Payen“ (1860–61) und „Mémoires anonymes sur les troubles du XVI. siècle“ (1864–66) heraus.

Henri-deux-Gefäße, s. Fayence.

Henriquel-Dupont, Louis Pierre, franz. Kupferstecher, starb 20. Jan. 1892 in Paris.

Herōdas (Herondas). Von diesem griechischen Dichter war bisher sicher nur bekannt, daß er sogen. Mimiamben in ionischem Dialekt und choliambischem Metrum verfaßt hat; nicht einmal sein Lebensalter stand fest, und von seinen Gedichten vermochten die als Citate erhaltenen kurzen Fragmente keine Anschauung zu geben. In einem ägyptischen Papyrus (veröffentlicht von Kenyon: „Classical texts from papyri in the British Museum“, (Lond. 1891) sind in allerjüngster Zeit fast 700 Verse, Bestandteile von neun mehr oder minder vollständigen Gedichten des H. (hrsg. von Rutherford, das. 1891; von Herwerden, Leyden 1892; von Bücheler, Bonn 1892) gefunden worden. Dieser Fund ergibt, daß H. in der Zeit des Kallimachos (um 250 v. Chr.) lebte, und daß seine Mimiamben kurze Lustspielchen von einem Akte sind, welche drastische Szenen aus dem griechischen Volksleben darstellen, Dialoge zwischen einigen Personen ohne nennenswerte Intrigen.

Herold, Joseph, jungtschech. Politiker, geb. 22. Okt. 1850 zu Vřsovic bei Prag, studierte in Prag die Rechte, erwarb 1874 den juristischen Doktorgrad und wurde Advokat in einer Vorstadt Prags. Seit 1883 Mitglied des böhmischen Landtags und seit 1885 des österreichischen Abgeordnetenhauses, schloß er sich den Jungtschechen an und ist einer der eifrigsten Verfechter des böhmischen Staatsrechts und der tschechischen Vorherrschaft in den Ländern der Wenzelskrone. Im böhmischen Landtag bekämpfte er 1890/91 aufs heftigste den Ausgleich mit den Deutschen.

Herrig, Hans, Dichter, starb 4. Mai 1892 in Weimar.

Herterich, Ludwig, Maler, geb. 13. Okt. 1856 zu Ansbach als Sohn eines Bildhauers, wurde durch seinen Vater schon frühzeitig zu künstlerischer Thätigkeit angeregt und begab sich mit 16 Jahren zu seinem Bruder Johann Kaspar H. (geb. 1843) nach München, wo er später seine weitere Ausbildung bei W. Diez fand, der ihn vornehmlich in der malerischen Technik förderte. Im Zusammenhang mit dessen geistiger Richtung wendete sich auch H. der Darstellung von geschichtlichen und genrehaften Vorgängen aus dem 16. Jahrh. zu. Er begann mit Szenen aus dem Bauernkrieg (Die aufständischen Bauern zwingen die Gräfin Westerburg, sie zu bedienen) und zeigte dann in einem figurenreichen Brautzug aus der Renaissancezeit, daß seine koloristische Fähigkeit sich schnell zu der Virtuosität entwickelt hatte, die den höchsten Anforderungen an das sogen. Kostümgenre entspricht. Nachdem er dieses Ziel erreicht, wandte er sich höhern Aufgaben zu, die eine tiefere Charakteristik und einen größern Ernst der Darstellung verlangten. Mit einem figurenreichen Gemälde aus der Zeit der Befreiungskriege: Johanna Stegen, die Heldin von Lüneburg (1888), suchte er die Geschichtsmalerei alten Stiles durch scharfe Individualisierung der Figuren und durch Wahrheit und Schlichtheit der Schilderung wieder zu neuem Leben zu erwecken, und zu noch größerm Ernste vertiefte sich die Energie und Innigkeit seiner Charakterisierungskunst in einem heil. Georg nach dem Kampfe mit dem Drachen. Dieses Gemälde brachte ihm die erste Medaille der Münchener Kunstausstellung von 1891 ein. H., der seit 1884 Lehrer an der Münchener Kunstakademie ist, hat auch viele dekorative Malereien und Entwürfe zu Festzügen, Festwagen u. dgl. m. geliefert.

Herzog, Ernst von, klassischer Philolog, geb. 23. Nov. 1834 zu Eßlingen am Neckar, vorgebildet daselbst und im theologischen Seminar zu Schönthal, studierte seit 1852 in Tübingen, München und Berlin und wurde nach mehrjährigen Reisen 1862 Privatdozent in Tübingen, 1867 außerordentlicher, 1874 ordentlicher Professor das. Seine Hauptwerke sind: „Galliae Narbonensis provinciae Romanae historia

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19. Bibliographisches Institut, Leipzig 1892, Seite 439. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b19_s0453.jpg&oldid=- (Version vom 1.10.2024)