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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19

Ozean. Sein wissenschaftlicher Begleiter war Pouchet, resp. auf der letzten Expedition Jules de Guerne. Auf allen Expeditionen wurden zur Bestimmung des Stromes eine große Anzahl von Schwimmern (Flaschenposten), bestehend aus Flaschen, kupfernen Kugeln und Holzfässern, im ganzen über 1600 Stück, über Bord gesetzt, außerdem andre physikalische, chemische und biologische Meeresforschungen angestellt.

Essex, amerikanisches Schiff, unter Commander T. F. Jewell, legte 1886 quer durch den Arabischen Meerbusen von Kap Gardafui über Minikoi nach Ceylon und weiter bis zur Malakkastraße eine Lotungslinie, durch welche in der Mitte des Indischen Ozeans, resp. des Arabischen Meerbusens zwischen 60 und 70° östl. L. eine ziemlich gleichmäßige Tiefe von 2500 Faden nachgewiesen wurde, die auf beiden Seiten nach den Küsten zu allmählich abnimmt.

Niobe, deutsche Segelfregatte (Kadettenschulschiff), stellte im Sommer 1887 unter Kapitän zur See Aschenborn Beobachtungen über Tiefen, Temperatur, spezifisches Gewicht und Durchsichtigkeit des Wassers in der Ost- und Nordsee an („Annalen der Hydrographie“, 1888).

Flying Fish, englisches Vermessungsschiff, führte 1887 im Indischen Ozean auf der Route Port Darwin, Sundastraße, Christmasinsel, Ceylon, Aden eine Reihe von Lotungen aus, die hauptsächlich den Zweck hatten, zweifelhafte Untiefen und Bänke zu untersuchen.

Egeria, englisches Vermessungsschiff, unter Kapitän Pelham Aldrich, machte 1887–90 eine große Anzahl von Lotungen und Temperaturmessungen im Indischen und Stillen Ozean. Im Indischen Ozean wurden vom Kap Gardafui bis zur Nordwestspitze von Java nur einzelne Beobachtungsstationen gemacht, von hier ab aber regelmäßig in Intervallen von durchschnittlich 150 Seemeilen. Von Java ging die Fahrt zunächst südlich über die Christmasinsel, dann westlich nach den Kokos- oder Keelingsinseln, südwestlich bis auf ungefähr 90° östl. L., von hier westlich ungefähr auf dem 20. Breitengrad entlang bis Mauritius; von letzterer Insel wurde südwärts gesteuert bis zu ungefähr 37° südl. Br. und 51° östl. L., dann ostwärts bei den Inseln St. Paul und Amsterdam vorbei und an der Südküste Australiens entlang. Im Stillen Ozean fallen die Beobachtungen zwischen Australien, Neuseeland und die Inselgruppen des Südseearchipels. Durch die Lotungen auf letzterm Gebiet wurde festgestellt, daß von den vielen hier in den Karten verzeichneten Untiefen und Riffen nur wenige existieren. Südlich der Freundschaftsinseln traf das Lot zwei Stellen, welche an Tiefe alle bisher bekannten Depressionen des südlichen Stillen Ozeans übertreffen, nämlich 7855 m in 24°49′ südl. Br. und 175°7′ westl. L., 8098 m in 24°37′ südl. Br. und 175°8′ westl. L.

Investigator, englisches Kriegsschiff, stellte 1887–90 Lotungen im Golfe von Bengalen an.

Thetis, amerikanisches Schiff, unter Lieutenant-Commander Stockton, 1889 im nördlichen Eismeer und der Beringsee.

National, deutscher Dampfer. Mit demselben unternahmen die Professoren Brandt, Dahl, Schütt, Krümmel und Fischer unter Leitung des Professors Hensen im Sommer 1889 eine Expedition auf dem Atlantischen Ozean, welche hauptsächlich den Zweck hatte, Forschungen über die Masse der im Meere treibenden Organismen, des Plankton (daher die Expedition auch als Plankton-Expedition bezeichnet), anzustellen; gleichzeitig wurden auf andern Gebieten der Meereskunde erfolgreiche Beobachtungen angestellt. Die Expedition nahm ihren Weg von Kiel nach dem Kanal, Neufundlandbank, Bermudas, Kap Verde, Ascension und zurück über die Azoren (s. Plankton).

Tschernomorez, russisches Kriegsschiff, unter Kapitän Smirnow, stellte 1890 ozeanographische Forschungen im Schwarzen Meer an. Leiter der Expedition war Kapitänleutnant Spindler; Teilnehmer: Baron E. F. Wrangell und N. I. Andrussow. Näheres s. Schwarzes Meer.

Pola, österreichisches Kriegsschiff, unter Kapitän Mörth, erforschte im Sommer 1890 das Ionische Meer zwischen dem westlichen Griechenland, dem Golfe von Ben Ghâzi und Süditalien. An 48 Haupt- und 24 Nebenstationen wurden Beobachtungen angestellt über die Meerestiefen, die Beschaffenheit des Meeresbodens, Temperatur, spezifisches Gewicht, Farbe, Durchsichtigkeit, chemische Zusammensetzung des Wassers und über die Biologie des Meeres. Teilnehmer an der Expedition waren: C. Grobben, E. v. Marenzeller, Professor J. Luksch, K. Natterer.

Markthallen, s. Gesundheitspflege, S. 377.

Marokko. Von dem auf 812,300 qkm geschätzten Gesamtareal entfallen 197,100 auf die weiten fruchtbaren Ebenen und die Gebirgsregion, 67,700 auf die Steppen und 547,500 auf die Sahara mit Tuat. Der Sultan hat seinen Einfluß auf die bisher sehr unbotmäßigen Stämme am Wadi Draa ausgedehnt, indem er Glimim am Wadi Assaka durch 1000 Soldaten besetzen ließ, auch hat er seine Ansprüche auf die Landschaften um Kap Juby dadurch dokumentiert, daß er die von der Mackenzy-Gesellschaft beanspruchte Entschädigung für Verluste durch die dortigen Eingebornen zahlte. Die Stärke der Armee wird auf 435,000 Mann angegeben, davon reguläre Infanterie 12,000, reguläre Kavallerie (Boachr 5000 und Mehasnia 40,000 Mann, letztere in Friedenszeiten Gendarmeriedienste leistend) 45,000, Feldartillerie 1500, Festungsartillerie 900, Marinetruppen 900 Mann, wozu noch als irreguläre Truppen die ganze waffenfähige Bevölkerung kommt. Die dem Handelsverkehr offenen Häfen von Tetuan, Tanger, El-Araisch, Saleh, Rabat, Casablanca, Mazagan, Safi und Mogador wurden 1889 von 23 Schiffen angelaufen, darunter 34 deutsche. Seit kurzem ist eine direkte Dampferverbindung mit Deutschland eröffnet durch die von Hamburg über Antwerpen und Lissabon nach Tanger laufende Atlaslinie; auch die Linien Sloman und Wörmann lassen die marokkanischen Häfen einmal im Monat von ihren Dampfern anlaufen. Die Gesamteinfuhr betrug 1890: 35,848,581 Mark, davon deutsch (Tuche, Zucker, Kurzwaren, Eisenwaren, Kerzen, Glaswaren, Seidenwaren u. a.) 795,700 Mk. Die Ausfuhr betrug 32,247,420 Mk.; nach Deutschland gingen 1889 für 141,543 Mk. Waren. Ein großer Teil des deutschen Handels wird indes durch englische und französische Dampfer vermittelt. Es liefen 1889 ein 2316 Schiffe von 773,241 T. (52 deutsche von 29,620 T.), 1890 2655 Schiffe von 597,019 T. Der Verkehr deutscher Schiffe verdoppelte sich gegen das Vorjahr. Ein Handelsvertrag wurde 1. Juni 1890 abgeschlossen, wodurch Deutschland unter die meistbegünstigsten Nationen gestellt wird. Zugleich wurde das bisherige Verbot der Ausfuhr von Weizen und Gerste für drei Jahre versuchsweise aufgehoben. Auf das Ansuchen der französischen Regierung, eine Eisenbahn von der algerischen Grenze bis nach Fes zu bauen, beauftragte der Sultan acht Minister mit Prüfung der Frage. Während Deutschland einen Erfolg zu verzeichnen hat, indem ein deutscher Offizier das Fort in Rabat erbaute, welches durch zwei große Kruppgeschütze im Werte von 1 Mill. Mk. armiert wurde, haben die Engländer die Ermächtigung erlangt, das Land auf Kork auszubeuten und an der ganzen marokkanischen Küste Thunfischfang und Fischhandel zu treiben, eine Vergünstigung, um welche sich Spanier wiederholt, aber immer vergebens bemühten. In den letzten Jahren hat die türkische Regierung, wie nach dem übrigen Nordafrika, so auch nach M. zahlreiche Lehrer und Missionare entsandt, um den Islam neu zu beleben. Diese Sendlinge gehören meist der Senussisekte an. Nach dem Herausgeber des „Réveil du Marocco“, Kernec Schénys, ist mehr als anderwärts in M. der Senussismus von der größten Bedeutung und von hervorragendem Einfluß auf das religiöse wie politische Leben des Landes. Außer elf großen Gesellschaften, die über ganz M. vom Mittelmeer bis zum Wadi Draa verbreitet sind, gibt es noch zahlreiche andre, welche alljährlich durch Hauptmissionare, die von Algerien bis zum Senegal reisen, inspiziert und reorganisiert werden. Auch der Sultan gehört einer dieser Sekten an.

Zur Litteratur: De la Martinière, Marocco, journeys in the kingdom of Fez and to the court of Mulai Hassan (Lond. 1889); R. Brown, The

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19. Bibliographisches Institut, Leipzig 1892, Seite 601. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b19_s0615.jpg&oldid=- (Version vom 25.4.2022)