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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19

jedoch nie an den Wurzeln lebt, während Rhizoecus falcifer mit Vorliebe den Saft der tiefsten und zartesten Wurzelfasern aussaugt, wie er auch auf den kräftigen Wurzeln, die in der Nähe der Erdoberfläche verlaufen, zu finden ist. Man wird also annehmen müssen, daß Rhizoecus das Schmarotzertier der Alten ist. – In der Gegend von Perpignan ist man durch einen andern Rebfeind beunruhigt worden. Die Larve des Cebrio Fabricii, eines Käfers, welcher den Schnellkäfern nahe verwandt ist, zerstört die jungen Triebe des Weinstockes wie auch die jungen Kartoffelpflanzen. Der Käfer wurde schon vor Jahren bemerkt, aber stets nur vereinzelt, während er 1891 in größern Massen auftrat.

Weise, Wilhelm, Forstmann, wurde 1891 Direktor der Forstakademie zu Münden.

Weiß, Jean Jacques, franz. Journalist (Bd. 17), starb 20. Mai 1891 in Fontainebleau.

Weißlaubigkeit (Albicatio), eine krankhafte Erscheinung bei Pflanzen, welche auf mangelnde Ausbildung des Chlorophylls in der Blattsubstanz beruht. Man bezeichnet das Auftreten weißer Blattstellen oder ganzer Blätter in der Regel als Buntblätterigkeit, und bei der gesteigerten Beliebtheit solcher Pflanzen hat man in den letzten Jahrzehnten von fast allen Gehölzen weißlaubige Formen in den Handel gebracht. Gerade wegen dieses allgemeinen Auftretens der W. hält man in der Regel dieselbe nicht für krankhaft; dennoch aber ist sie als ein Schwächezustand aufzufassen, der sich durch besondere Anzeichen kenntlich macht. Die weißen Blattstellen zeigen bei genauer Untersuchung, daß in den Zellen die den Assimilationsprozeß vermittelnden Blattgrünkörper fehlen. Demgemäß zersetzen weißbunte Pflanzen auch die Kohlensäure in geringerm Maße als vollkommen grüne Exemplare mit derselben Blattgröße. Das gleiche Resultat ergeben die Messungen der Verdunstungsgröße, und die Analyse zeigt, daß thatsächlich die weißen weniger Trockensubstanz, aber einen größern Prozentsatz an Aschenbestandteilen besitzen als gleich große grüne Blätter. Zieht man nun noch die Erscheinung in Betracht, daß bei manchen Pflanzen die W. in der Weise auftritt, daß eine Längshälfte des Blattes weiß, die andre grün und größer ist, so hat man den Beweis, daß nicht nur die stoffliche Zusammensetzung mangelhaft, sondern auch die Arbeitsleistung und das Wachstum der weißen Teile geringer sind. Dies sind eben Schwächezustände, welche zu dem Schlusse führen, daß die später weißbleibenden Blattstellen bei ihrer Ausbildung nicht das nötige Material zugeführt erhielten, dessen sie zur Ausbildung der Chlorophyllkörner bedurften. Aus diesem Grunde rechnen wir die W. zu den durch Wasser- und Nährstoffmangel erzeugten Störungen. Daß weißlaubige Pflanzen wirklich Schwächlinge sind, geht aus der Thatsache hervor, daß Veredelungen und Stecklinge von diesen schlechter wachsen als von grünen Zweigen derselben Pflanzen, und daß weißbunte Pflanzen leichter durch Frost und andre Krankheitsursachen beschädigt werden. Reiche Stickstoff- und Wasserzufuhr bei gesteigerter Beschattung rufen bei manchen weißblätterigen Pflanzen (Hortensien) die Neigung zurück, wieder sämtliche Triebe gleichmäßig grün zu entwickeln.

Welfenfonds. Obwohl die Einkünfte des W. seit dem Tode des Königs Georg V. nur zum kleinern Teil zu dem ursprünglichen Zweck der „Überwachung und Abwehr der gegen Preußen gerichteten Unternehmungen des Königs Georg und seiner Agenten“ verwendet worden waren, da diese Unternehmungen an Zahl und Gefahr abnahmen, waren sie doch ausgegeben worden für die geheimen Ausgaben der Reichsregierung, für gemeinnützige Zwecke in der Provinz Hannover u. dgl., weil Fürst Bismarck auch die mittelbare Bekämpfung welfischer Bestrebungen durch den W. für erlaubt hielt; die Minister wurden jedes Jahr vom König für diese Ausgaben dechargiert und sämtliche Rechnungen und Quittungen verbrannt. Nachdem indes der Reichstag einen Geheimfonds von jährlich 500,000 Mk. der Reichsregierung bewilligt und der Herzog von Cumberland (s. d.) 10. März 1892 in einem Briefe an König Wilhelm II. jede Absicht feindseliger Unternehmungen abgeleugnet hatte, legte die preußische Regierung dem Landtag ein Gesetz vor, welches die Beschlagnahme des W. aufhob; dasselbe wurde auch damit begründet, daß die Zustände der Provinz Hannover so beruhigt und befestigt seien, daß es besonderer Mittel zur Abwehr etwaniger gegen die Zusammengehörigkeit der Provinz mit dem preußischen Staate gerichteter Agitationen nicht bedürfen werde und der König der Bevölkerung dieser Provinz einen Beweis seines Vertrauens zu geben wünsche. Der Landtag genehmigte das Gesetz, das übrigens nur die Auszahlung der Einkünfte des W., nicht des Kapitals selbst an den Herzog von Cumberland anordnet.

Wellrohre bei Lokomotiven s. d., S. 587.

Welti, Emil, schweizer. Staatsmannn, bekleidete 1891 zum sechstenmal die Würde des Bundespräsidenten, gab jedoch zu Ende des Jahres seine Entlassung als Bundesrat ein, weil der von ihm abgeschlossene Ankauf der Zentralbahn in der Volksabstimmung vom 6. Dez. mit großer Mehrheit verworfen und damit die Durchführung des von ihm seit Jahren verfolgten Planes der Verstaatlichung der Eisenbahnen in der Schweiz vereitelt worden war (s. Schweiz).

Weltis Zahnradbahnsystem, s. Bergbahnen, S. 95.

Weltpostkongreß, s. Postkongreß.

Weltraum, Temperatur, s. Sternenstrahlung.

Werder, Hans von, preuß. General, geb. 29. Juli 1834 zu Beuthen (Oberschlesien), wurde im Kadettenkorps erzogen, trat 1852 als Leutnant in das 19. Infanterieregiment, ward 1859 Premierleutnant, wurde 1861 in das 59. Regiment versetzt, war 1862–65 zur topographischen Abteilung des Großen Generalstabs kommandiert, ward 1865 Hauptmann, machte 1866 den Krieg in Böhmen im Generalstab des 8. Armeekorps mit, ward 1869 Major im Großen Generalstab und war im französischen Kriege 1870/71 Generalstabsoffizier der 13. Division. 1872–74 dem Kriegsministerium zugeteilt, wurde er 1875 Chef des Stabes des 15. Korps und 1877 Oberst, erhielt 1880 das Kommando des 96. Regiments, 1883 als Generalmajor das der 50. Infanteriebrigade und 1888 als Generalleutnant das der 1. Infanteriedivision. Am 1. Juli 1891 wurde er zum kommandierenden General des 1. Armeekorps in Königsberg ernannt.

Werner, Richard Maria, Litterarhistoriker, geb. 14. Aug. 1854 zu Iglau in Mähren, studierte 1872–1876 in Wien bei Heinzel, Tomaschek und Zupitza Germanistik, bei Conze klassische Archäologie, nach dem Doktorat in Straßburg bei Scherer, in Berlin bei Müllenhoff. 1878 wurde er in Graz als Privatdozent habilitiert, 1883 außerordentlicher und 1886 ordentlicher Professor für deutsche Sprache und Litteratur in Lemberg. Er veröffentlichte: „Ludwig Philipp Hahn, ein Beitrag zur Geschichte der Sturm- und Drangzeit“ (Straßb. 1876); „Die Basler Bearbeitung von Lambrechts Alexander, eine Untersuchung“ (Wiener Sitzungsberichte 1879, dasselbe herausgegeben in der „Bibliothek des Litterarischen Vereins“

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19. Bibliographisches Institut, Leipzig 1892, Seite 979. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b19_s0993.jpg&oldid=- (Version vom 21.12.2022)