An diesen Vortrag schloß sich ein glänzendes Festmahl an. Das Hoch auf den Kaiser als den Förderer volkskundlicher Bestrebungen brachte Herr Prof. Dr. Mogk aus. Er verlas hierbei folgende Depesche, die als Antwort auf ein am Vormittage an Seine Majestät übersandtes Huldigungstelegramm eingetroffen war:
- „Se. Majestät der Kaiser und König nehmen lebhaftes Interesse an den Bestrebungen deutscher Vereine für Volkskunde, erhoffen von der diesjährigen Tagung fruchtbare Anregung und lassen für den Huldigungsgruß bestens danken.
Auf Allerhöchsten Befehl. Der Geheime Kabinettsrat i. V. v. Berg.“
Herr Prof. Roediger dankte allen, die zum Gelingen der Tagung beigetragen hätten, insbesondere den Vertretern der Vereine und dem Herrn Kultusminister, der einen Vertreter entsandt habe; Herr Geh. Oberregierungsrat Schmidt hob in seiner Erwiderung hervor, daß das Ministerium den Bestrebungen des Verbandes aufmerksame Teilnahme zuwende und sie nach Kräften fördern werde, er ermunterte zu weiterem Gedeihn der Arbeit und trat warm für die Wiederbelebung des Volksgesanges ein; Herr Geheimrat Friedel begrüßte den Verband als Vertreter des Oberbürgermeisters der Stadt Berlin, als Direktor des Märkischen Provinzialmuseums und als Vorsitzender der „Brandenburgia“, Gesellschaft für Heimatkunde der Provinz Brandenburg, die dem Verbande bereits am Vormittage eine eigene Festschrift „Beiträge zur Volkskunde“ überreicht hatte; Herr Prof. O. Seyffert dankte dem Berliner Ortsausschuß für seine mühevolle Arbeit, Herr Prof. Bolte feierte die Damen, Herr Prof. Erich Schmidt richtete herzliche Dankesworte an die auswärtigen Vertreter, besonders Österreichs und der Schweiz.
Nach der Tafel kam der volkskundliche Charakter des Tages noch einmal zur Geltung. Volkslieder, die von Fräulein Bremer, Herrn Hjalmar Arlberg und Herrn Anton Günther gesungen wurden, Jodler und Heimatlieder des Herrn Joseph Felder und Meister Ganzauges Kasperletheater erregten lebhaften Beifall.
Ein fröhlicher Ball, der die Teilnehmer noch lange beisammen hielt, bildete den Schluß. Voll herzlicher Dankbarkeit sind dann alle, die in der Reichshauptstadt eine so schöne Gastlichkeit genossen, in die gewohnten Geleise des Lebens und der Arbeit heimgekehrt. Eine Heimkehr voll Vertrauens in die künftige Entwickelung des Verbandes!
Möge uns die Stadt, in der einst Karl Weinhold der Volkskunde zu wissenschaftlichem Ansehen verhalf, einen neuen Aufschwung volkskundlicher Forschung bringen, reichen Gewinn für die Wissenschaft und für das gesamte deutsche Volk.
Hochverehrte Damen und Herren!
Nachdem wir uns diesen Vormittag wissenschaftlich und theoretisch mit der Volkskunde beschäftigt haben, begrüßen wir Sie an diesem Abend, wo
Oskar Dähnhardt (Red.): Mitteilungen des Verbandes deutscher Vereine für Volkskunde Nr. 8. Richard Hahn (H. Otto), Leipzig 1908, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mitteilungen_des_Verbandes_deutscher_Vereine_f%C3%BCr_Volkskunde_8.djvu/5&oldid=- (Version vom 1.8.2018)