Seite:Mittelschule Durlach (Vierordt) 007.jpg

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Doch unter des Markgrafen Ernst Regierung im Jahre 1536, in welchem Melanchthon seinen 4 Stunden von Durlach gelegenen Geburtsort nach zwölfjähriger Abwesenheit wieder besuchte, schrieb die städtische Obrigkeit in ihrer neuen Schulordnung dem Schulmeister vor, er habe die Knaben auch im Lateinischen zu unterweisen, dabei den Donat und noch eine andere, ihm selbst beliebige Grammatik zu gebrauchen, ferner einen Poeten und einen Historiographum zu erklären. Wenn er kann und Lust dazu hat, soll er auch im Griechischen und Hebräischen unterrichten. Diejenigen Knaben aber, deren Eltern kein Latein wünschen, hält er, wie alle, dazu an, Gott und die Obrigkeit zu ehren, lehrt sie deutsch lesen und schreiben; sie lernen das Pater noster und den Glauben auswendig und in jedem Monat einen anderen Psalm singen. Er straft die Säumigen mit der Ruthe, genießt freie Wohnung, muß aber jährlich bei Schultheis, Gericht und Rath um Verlängerung seines Dienstes bitten. Beiden Theilen steht das Recht der vierteljährigen Aufkündigung zu.[1]

Aus dieser Schulordnung geht zugleich hervor, daß die Sorge für den Jugendunterricht auch in Durlach ausschließlich dem Stadtrathe überlassen war. Von einem Gebote, die Kinder in die Schule zu schicken, von einer Betheiligung des Staates oder der Kirche an dem Unterricht oder an den Unterrichtskosten, von einem zeitweisen Blicke der Geistlichkeit oder des Beamten, ob die Schule gedeihe, oder auch ob sie noch existire, ist nicht die Rede. Zu einer solchen Sorge fühlten sie sich nicht verpflichtet. Und doch wissen wir aus einer Urkunde von 1502, daß an der Durlacher Pfarrkirche allein, neben welcher noch die Spitalkirche bestand, außer dem Pfarrer allerwenigstens 6 Kapläne bepfründet waren.[2] In dieser Gegend überhaupt sah es damals nur zu


  1. Sachs Beiträge, Seite 8–12. Gehres a. a. O. I, 64–67.
  2. Die Urkunde steht vollständig in Eisenlohr’s Manuscript S. 87 ff. Sie führt die 7 Geistlichen nebst ihren Pfründen namentlich auf: Der Stadtpfarrer hieß 1502 Niclaus Kneubsch; der Pfründner des St.-Barbara-Altars war Jakob Günterlin, der sich zugleich „Verweser unserer lieben Frauen Pfründe“ nennt; Henericus Schnabel, Sanct Johannsordens, war [8] „Caplan des heiligen Creutzes in Gevardt“; Johannes Erlebach war „Früemesser des h. Creutzaltars der Pfarr-Kirche“; Johannes Wurm „Früemesser des Sanct Niclaussen Altars“; Bechtoldus Wisgerwer, „Kaplan S. Catherin“; Andreas Abschlag, „Kaplan allerheiligen Altars“, alle an der Pfarrkirchen bepfründt. – Noch vier andere Pfründen kommen dort an der gleichen Kirche vor, nämlich: St. Margareth, Johann Baptist, Mariä Magdalenä und Elisabeth. – Einer jener Kapläne, Johann Wurm, erscheint 1509 als Decan in Durlach. (Gen. L. Archiv, Fasc. Religion, Kirchengut 1629.)