Seite:Mittelschule Durlach (Vierordt) 010.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

sondern er trug wohl auch Sorge für die weitere Verbesserung des seit der Reformationseinführung 1556 geregelten Schulwesens, schon aus dem Grunde, damit die neue Residenz nicht allzu weit hinter der früheren zurückbleibe, und damit es den Söhnen sowohl der Bürger, als auch der nach Durlach gezogenen Räthe nicht an gelehrtem Unterricht mangle. Wie hätte ferner ein Regent, der so väterlich für die Gründung einer Schule in jedem beträchtlichen Dorfe bedacht gewesen war und seit Melanchthon’s letztem Besuche in seiner Heimath, 1557, immer 16 Jünglinge theils zu Basel, theils zu Tübingen während ihrer Studien unterhielt, die Vorbereitung dieser Jünglinge zur Akademie vernachlässigen können? – Dazu kommt, daß derjenige Gewährsmann, welcher oben als Anonymus von 1689 bezeichnet worden ist, ausdrücklich versichert, ein Theil der Einkünfte des nahe gelegenen, bei der Reformationseinführung aufgehobenen Benedictinerklosters Gottsau sei für die Gelehrtenschule zu Durlach bestimmt worden, wie denn Aehnliches in allen evangelischen Nachbargebieten schon geschehen war. Die Reichsstadt Straßburg hatte schon längst einen Theil ihrer Klöster zu Schulanstalten und reiche Klostereinkünfte zu Schuldotationen bestimmt; der pfälzische Kurfürst hatte die Erträgnisse des Benedictinerstiftes Sinsheim dem Pädagogium in Heidelberg zugewiesen; der Herzog von Würtemberg hatte wie der Kurfürst von Sachsen und andere deutsche Fürsten bei Errichtung der evangelischen Klosterschulen nach gleichen Grundsätzen gehandelt. Zwar in einem 100 Jahre späteren Bericht, welchen die Durlachische Rentkammer 18. Juli 1659 an den damals regierenden Markgrafen Friedrich V. erstattete, wird versichert, „bekanntlich müsse das fürstliche Kammergut die meisten Bedürfnisse des Gymnasiums an Geld und Naturalien liefern“;[1]


  1. Generallandesarchiv zu Karlsruhe, Fascikel Durlach, Studien, Unterhalt des Gymnasiums, 1655 ff. – In dem Rechnungsjahre vom 23. April 1558–59 bestanden die Einkünfte des Klosters Gottsau (Augia Dei) in Geld 2495 Gulden; in Korn 1157 Malter, Dinkel 1013, Haber 664, Gerste 76 Matler; Wein 102 Fuder; Wolle 590 [11] Pfund u. s. w. (Generallandesarchiv, Generalia, Fascikel Relig. Kirchengut. 1629.)