Seite:Mittelschule Durlach (Vierordt) 020.jpg

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Entschlossenheit hing Markgraf Georg Friedrich aus Gründen, die ich anderswo aufgezählt habe,[1] an der evangelischen Union, und die große Truppenzahl, die er für die vorauszusehenden Kämpfe gesammelt hielt, erweckte bei seinen Unterthanen die gegründete Besorgniß, er werde sich an diesen Kämpfen unverweilt und energisch betheligen. Das bewog auch den genannten Rector Matthiä schon 1618, den badischen Dienst zu verlassen, und Matthiä’s Nachfolger, Dr. Thomas Wegelin aus Augsburg, blieb gleichfalls nur wenige Jahre. Markgraf Georg Friedrich selbst legte nach dem Verluste der Schlacht von Wimpfen 1622 die Regierung nieder.

§. 8. Sein Sohn Friedrich V., dem er in dieser schweren Zeit die Regierung übergab, konnte sogar durch die friedlichsten Maßregeln die Verheerungen nicht verhüten, mit welchen die siegreichen Oesterreicher und Baiern in sein Gebiet eindrangen. Auch die meisten Gymnasiallehrer flohen aus Durlach bei dem Herannahen des grimmig hausenden Feindes[2] und nur ein Theil derselben kehrte nachher zurück. Der treffliche Samuel Gloner, dessen Lehrbuch der Prosodie noch hundert Jahre später in Durlach eingeführt war, ein Freund des berühmten Moscherosch, verschaffte sich schon 1622 in seiner Vaterstadt Straßburg eine andere Lehrstelle[3]; eben dahin zog, um den


  1. Geschichte der ev. Kirche im Großherzogthum Baden 1855 II, 160 ff.
  2. Am 6. August 1622 schreibt der Gymnasiallehrer Georg Norsch zu Durlach an seinen gewesenen Kollegen, den schon nach Straßburg geflüchteten Samuel Gloner: Die Markgrafschaft hat durch bairische, polnische und andere im kaiserlichen Dienst stehende Truppen mit Feuer und Schwert, mit Plünderung und Mord vieler Unschuldigen schwere Verheerung erlitten; Liedolsheim, Mörsch, Mühlburg, Königsbach, Neureuth und andere Orte liegen fast ganz in Asche. Durlach ist durch Gott noch geschirmt worden. Unser Amtsgenosse Dornberger hat den Dienst aufgesagt und will zu seinem Schwiegervater nach Regensburg; Rector Wegelin ist noch in Calw, wohin er geflohen. Biterolf ist aus Neuenbürg hieher zurückgekehrt; so auch andere Geflüchtete. (Aus der zu Straßburg befindlichen Sammlung handschriftlicher Briefe jener Zeit.)
  3. Sebiz, Appendix chronologica, S. 312.