Seite:Mittelschule Durlach (Vierordt) 022.jpg

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§. 9. Nach zahlreichen Wechselfällen des unseligen Krieges brachte vollends das Jahr 1634 dem Markgrafen Friedrich V. ein sehr lange dauerndes Exil und auch über das Gymnasium die tiefste Noth, aus der es sich vor dem westphälischen Frieden nie wieder erholt hat. Als nämlich die Oesterreicher und Baiern, siegreich in der Schlacht von Nördlingen, auf’s neue gegen den Oberrhein vordrangen, ging ihnen eine so erschreckende Schilderung[WS 1] der im Herzogthum Würtemberg durch sie verübten Grausamkeit voraus, daß in Durlach Jeder, der irgendwie einige Mittel zur Flucht besaß, auf das linke Rheinufer[1] floh; darunter auch sämmtliche Lehrer und die meisten Schüler. Von jenen kehrte nur Einer nach Durlach zurück, der seit 1623 mit dem Rectorat provisorisch und seit 1626 definitiv betraute Conrad Weininger. Er war der früheste Badener in der Rectorenreihe, Sohn des oberländischen Generalsuperintendenten Dr. Johann Weininger. Mit einer kleinen Beisteuer, die er von der Stadt erhielt, aber unbesoldet durch die von den Feinden des verjagten Markgrafen Friedrich V. in Durlach aufgestellte Landesadmintstration, doch durch diese, ohne seinen Willen, mit dem Titel Generalsuperintendent versehen, unterrichtete er 16 Jahre lang allein die auf eine sehr kleine Zahl herabgeschmolzenen Gymnasiasten, soweit die Kräfte eines einzelnen Mannes es vermochten,


aus Eisenlohr’s Manuscript p. 497 u. 584 fehlerhaft abgedruckt. – Die von Bach im Druck erschienenen philosophischen Schriften hat er theilweise schon in seiner Durlacher Zeit herausgegeben. – Dem Conrector G. Norsch war, zur Unterstützung seiner Armuth, mindestens schon 1630 neben seinem Lehramte auch das eines Notars übertragen.

  1. Besonders nach Straßburg. Diese Reichsstadt wurde während des 30jährigen Krieges das neue Pella in den Schriften vertriebener Protestanten genannt. – Unter den 1634 aus Durlach nach Straßburg geflüchteten Schülern bemerken wir den 20 Jahre alten Convictoristen Johann Matthias Schneuber, Sohn des Pfarrers von Feldberg; er wurde später gleichfalls in Straßburg Professor der Poesie und ist als Dichter bekannt. – Markgraf Friedrich V. selbst brachte einen großen Theil seines Exils in Straßburg zu.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Schildederung