Seite:Mittelschule Durlach (Vierordt) 069.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

auf dem Durlacher Gymnasio Nichts gethan, welches mir niemahlen gefallen wollen, angesehen man heut zu tag einen guten teutschen vers höher als einen lateinischen ästimirt. Auch dörffte überhaupt künftighin von unseren Studiosis mehr die teutsche als die lateinische gebrauchet werden. Meines erachtens könnte man ein progymnasma oratorium erst in teutscher Sprach elaboriren lassen. Unsere Studiosi denken mehr in teutscher als lateinischer Sprach.“ – Dann schlägt er vor, um auch für das Lateinische zu sorgen, solle man die Schüler ihre deutsch geschriebenen Aufsätze sofort in das Lateinische übersetzen lassen[1], und bald darauf empfahl er weiter, die Eloquentiam latinam et germanicam in vier wöchentlichen Stunden bei den Studiosis mit einander zu verbinden. – Gegen diese Aeußerungen behauptete noch im gleichen Jahre 1720 sein Widersacher Malsch einerseits, darin liege eine Geringschätzung des klassischen Sprachstudiums, und doch versicherte Malsch andererseits, schon vor Boye’s Ankunft[WS 1] in den Jahren 1712 bis 1714 „die teutsche Oratoriam und Poësin mit den ältesten Zöglingen getrieben und pro norma die libellos oratories des Weise und Hübner gebraucht zu haben[2]“. – Wie wenig es ihm damit Ernst gewesen sei, erhellt daraus, daß der lange nach Boye’s Tod endlich Rector gewordene Malsch noch am 27. Juni 1742 den wiederholten Tadel des Kirchenrathes hören mußte: „Die Jugend habe seither in der Teutschen Sprache, deren Cultur doch mit denen gelehrten Sprachen gleich ohnumgänglich nöthig sei, wenig oder gar keinen Unterricht empfangen; man solle sie künftig zur Beredtsamkeit sowohl in teutscher als lateinischer Sprache fleißiger anweisen und zu solchem Ende sonderlich in den 4 obersten Jahreskursen der Reihe nach wochentlich ein oder zweimahl Actus oratorios, jedoch nur privatim halten lassen.“[3]


  1. Lyceumsakten, Fascikel Lehrplan, Boye’s Verbesserungevorschläge 1720 §. 32.
  2. Deßgleichen, Malsch’s Verbesserungsvorschläge 1720.
  3. Lyceumsakten, Fascikel Verordnungen 1725 ff.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: AnAnkunft