Seite:Mittelschule Durlach (Vierordt) 074.jpg

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des Pomponius Mela in unserer Quinta. Doch das Bedürfniß einer zweckmäßigeren Vorbereitung zur Geschichte mußte in allen nach Sturm’s Plan eingerichteten Anstalten sehr bald fühlbar werden und irgend eine neuere Länderbeschreibung zu Grunde legen. Zu Letzterer wählte man im Durlacher Gymnasium während der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts Varenii Geographia universalis und später, seit 1705, die Elementa geographica, verfaßt durch einen damals noch lebenden Straßburgischen Professor Julius Reichelt. Der ganze geographische Unterricht beschränkte sich aber noch immer auf Ein Jahr unserer Quinta und fand sich bei keiner der unteren Klassen mit irgend einer Spur. Malsch, welcher ihn zu jener Zeit ertheilte, berichtet (ohne Staunen und ohne Klage über die engen Grenzen), er habe in dem ersten Semester sphärische Geographie und Europa, in dem zweiten die übrigen Erdtheile durchgenommen. – Doch scheint er später das Ungenügende eines so beschränkten Kurses gefühlt zu haben; denn nachdem er 1712 bis 1714 interimistischer Vorstand des Gymnasiums geworden war, erzählt er, er habe während dieser zwei Jahre die Exemten (unsere Sextaner) dadurch in der Geographie und Geschichte weiter zu bringen gesucht, daß er wöchentlich zweimal die Zeitung vorlesen ließ, um für Erläuterung in diesen Gebieten, besonders für Erläuterung der jetzigen Zustände, Gelegenheit zu finden[1]. – Die frühesten solcher Zeitungsstunden hätte ich ohne diese Versicherung in viel späteren Jahrzehenden vermuthet, d. h. in demjenigen Zeitraum, in welchem die Geographie durch Cook und Andere an Inhalt und Interesse, der geographische Unterricht in unseren Schulen an Umfang sehr gewonnen hatte.


  1. Lyceumsakten, Fascikel Lehrplan, Vorschläge betr. 1720. Drittes Blatt. – Zwar schon die Schulordnung vom 13. Juni 1705 schreibt vor, bei den zwei obersten Jahreskursen „auch eine gute lateinische Zeitung in das teutsche übersetzen zu lassen“, meint aber damit eine gelehrte Zeitschrift, und gibt als Zweck an, „damit die Jugend lerne, neu erfundene Sachen mit lateinischen Worten zu geben.“