Seite:Mittelschule Durlach (Vierordt) 076.jpg

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noch 1710, als Lehrbuch die Synopsis mathematica des Johann Jacob Hainlin, eines Würtembergers, in dessen heimathlichen Mittelschulen die Mathematik damals noch 80 Jahre lang gar nicht vorkam. Als das Gymnasium zu Durlach nach Beendigung des verheerenden orleanischen Krieges wiederhergestellt wurde, führte der Kirchenrath die Arithmetik und Geometrie in den mittleren Klassen zwar ein und der Schematismus von 1706 enthält die arithmetischen Anfangsgründe für Quarta, wie wir jetzt sagen würden, ferner Arithmetik mit gebrochenen Zahlen nebst einiger Geometrie für Quinta, während in Sexta der Prorector Bulyowsky Algebra nach dem Compendium eines damals zu Frankfurt an der Oder lehrenden Mathematikers Leonhard Christoph Sturm vortrug. Doch dieser Einrichtung, die an einen Unterricht im Rechnen für die untersten Klassen noch immer nicht dachte, wurde durch die Oberbehörde sehr bald wieder die ältere Uebung vorgezogen, so daß schon 1710 außer den 2 wöchentlichen Mathematikstunden in unserer jetzigen Sexta nur Eine in Quinta und gar nichts Mathematisches in Quarta mehr vorkommt. Daher klagte im gleichen Jahre 1710 der genannte Prorector, diese Wissenschaft sei in Durlach übel bedacht, da der Kirchenrath, statt an Melanchthon’s edlen Vorgang und an die Worte zu denken, welche Plato über seinen Eingang geschrieben habe: Μηδεὶς ἀγεωμέτρηρτος εἰσίτω –, die Mathematik aus der Schule in die Privatstunden relegire. Dagegen berief sich, nach Bulyowsky’s 1712 erfolgtem Tode, sein interimistischer Nachfolger Malsch darauf, in unserem Gymnasium sei die Mathematik immer nur als πἁρεργον behandelt, fast blos Arithmetik getrieben worden; auch der 1715 aus Norddeutschland gekommene Rector Boye wünschte, daß der mathematische Unterricht auf Arithmetik und Geometrie beschränkt bleibe. Erst die folgende mit 1724 beginnende Periode wird uns in dieser Hinsicht nicht mehr sehr lange auf einen Fortschritt warten lassen.

Die Naturlehre wurde schon seit der Gründung des Durlacher Gymnasiums nur den ältesten Zöglingen und, da ja, wie