Seite:Mittelschule Durlach (Vierordt) 084.jpg

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der unter ihren Augen aufgewachsenen Zöglinge bekannt, stünden ihnen jetzt noch viel näher als zuvor und könnten sich in ganz anderer Weise, als es sonst den Entscheidern über Stipendienverleihung möglich sei, davon überzeugen, inwiefern der Stipendiat das Beneficium und den Eintritt in das geistliche Amt verdiene. Außerdem stehe bei einer solchen Einrichtung das Kirchenrathscollegium, dessen Mitglieder an dieser Anstalt Unterricht zu ertheilen hätten, wenigstens zu dem jüngeren Theile der Pfarrer in engerem Verhältnisse, als es aus den wenigen Tagen eines Examens oder einer Kirchenvisitation hervorgehen könne. Endlich bleibe jeder Zögling der theologischen Partikularschule während seiner Studienzeit in fortwährender Ausübung seiner Pflichten als Gemeindeglied, finde sogar in dem ununterbrochenen musikalischen Unterricht einen Theil seiner Vorbereitung zum künftigen Amte, empfange den ganzen Umfang dieser Vorbereitung aus dem Munde von Männern, welche selbst in praktischer Funktion als Geistliche stünden, wie denn auch in den früheren Zeiten der Reformation Seelsorge und theologisches Lehramt nicht von einander getrennt gewesen seien, und er entgehe zudem gar manchem Uebel, das der Universitätsbesuch so häufig, zumal in zu jugendlichen Jahren mit sich bringe. – Solche Gründe brachte auch im Anfang des 18. Jahrhunderts


auf dem Durlacher Gymnasium gewöhnlich nur die Genesis und die Psalmen, selten einige Propheten. Zwar der Seite 68 citirte Redactus vom Jahre 1687, bei welchem auch hebräische, chaldäische, syrische, arabische und äthiopische Vorträge durch Zöglinge gehalten wurden, könnte sehr umfassende orientalische Sprachstudien voraussetzen lassen, sieht aber mit diesem Prunken verdächtig aus. – Hebräische Reden von Zöglingen kommen übrigens auch in mir bekannt gewordenen Programmen von 1670 und aus dem 18. Jahrhundert z. B. 1756 und 1760 vor. – Die von Johann Heinrich May, den wir vor der Zerstörung von 1689 als Professor Or. an dem Gymnasium fanden, verfaßte Institutio linguae hebraicae war noch 1710 in der Anstalt eingeführt. Der Unterricht in dieser Sprache stand, wie noch jetzt, in dem Schematismus der vier obersten Jahreskurse und nicht mit einer größeren Zahl wöchentlicher Stunden als heut zu Tage, das heißt gleichfalls blos mit zwei.