Seite:Mittelschule Durlach (Vierordt) 087.jpg

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§. 26. Auch einzelne juristische und medicinische Vorlesungen kamen nicht selten in dem obersten Jahreskurse der Exemten zu Durlach vor. Aus dem gleichen Grunde, aus welchem manche Eltern, wenn auch kein vollständiges Studium der Theologie, doch wenigstens eine Einleitung in diese Wissenschaft oder eine vorbereitende Beschäftigung mit einzelnen Theilen derselben und dadurch einen um so kürzeren Aufenthalt ihrer Söhne auf der Universität wünschenswerth fanden, äußerte sich ein entsprechender Wunsch zuweilen auch von Seiten solcher Väter, deren Söhne sich der Jurisprudenz oder Medicin widmen wollten. Schon durch Johann Sturm war das in Straßburg so eingeführt worden. In Durlach las z. B. 1670 der Seite 71 erwähnte Freund der Jugendbildung, Hofgerichtsadvokat Johann Martin Zandt, und 1683 Hofrath Braun Institutionen. Solche Vorträge finden sich dort auch 1710 und 1715 am Schlusse der Durlacher Gymnasiumszeit. In der mit 1724 beginnenden folgenden Periode geschah es zu Karlsruhe später viel regelmäßiger und in etwas ausgedehnterem Umfange, zumal von 1762 bis 1795. – Daß auch Anatomie in Durlach für künftige Mediciner zuweilen gelehrt worden sei, wird durch Berichte am Schlusse der ersten Periode versichert; in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts geschah es zu Karlsruhe lange Zeit fast ununterbrochen, so daß im Jahre 1777 da, wo jetzt unser nördlicher Lyceumsflügel steht, dicht an der Südseite der damaligen Gymnasiumsgärten[1], ein eigenes Anatomiegebände errichtet wurde. Solche Einrichtungen galten zwar schon damals bei Manchen für ungeeignete Uebergriffe in die Domäne der Universität; sie fanden aber ihre Vertheidiger theils bei Denen, die


  1. Vergleiche die lithographische Beilage. – Die westliche Hälfte der beiden jetzigen Lyceumsflügel und der zwischen ihnen liegenden jetzigen evangelischen Stadtkirche wurde auf den ehemaligen Kirchhof gebaut, die östliche Hälfte aber auf den 1764 dem Gymnasium geschenkten Theil des Primavest’schen Gartens. – Die zwei 1807 und 1824 fertig gewordenen Lyceumsflügel und die 1816 vollendete evangelische Stadtkirche sind auf der lithographischen Beilage punktirt angegeben.