Seite:Mittelschule Durlach (Vierordt) 117.jpg

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competirende Präceptoren seinem Examen unterwerfen, dieselben und die Professoren nach erhaltenem Anstellungsdecret präsentiren, auch sorgen, daß in der ganzen Anstalt die Stunden zur rechten Zeit pünktlich begonnen und nicht zu früh beendigt werden. Endlich müsse er für alle Verbesserungswünsche hinsichtlich der bestehenden Einrichtungen zuerst die Genehmigung des Kirchenrathes einholen.

In Bezug auf den Namen der Anstalt wurde durch den rühmlichst bekannten, aus Durlach gebürtigen und 1742 als badischer Archivar gestorbenen Dichter Karl Friedrich Drollinger behauptet[1], das 1586 durch Ernst Friedrich eröffnete Gymnasium sei ursprünglich Ernestinum genannt worden. Da aber Druckschriften und Manuscripte des 16. und 17. Jahrhunderts, namentlich die Aufzeichnungen der Ephoren Jüngler 1629 und Fecht 1689 Nichts davon sagen und da das Gymnasium 1583 im Namen aller 3 minorennen Brüder gestiftet worden war; so wird die Benennung Ernestinum sich wohl auf denjenigen Theil der Anstalt zu beschränken haben, welcher aus dem theologischen Convictorium bestand. Letzteres kommt allerdings wenigstens zuweilen unter dem Namen Convictorium Ernestinum vor und ist leider seit 1689 ganz eingegangen. Auch seine Stiftungsurkunde wie die der ganzen Schulanstalt ist verloren.

Das durch unser Gymnasium bis in den Anfang des 19. Jahrhunderts geführte prunkhafte Beiwort Illustre ist so alt als die Schule selbst und findet sich auch bei manchen anderen Bildungsanstalten, welche in Deutschland seit der Reformation so zahlreich entstanden sind. Es wurde nie gebraucht von der Straßburgischen Musteranstalt, welche weit den größten Anspruch darauf gehabt hätte, bezeichnete damals im Würtembergischen ein für den Adel ausschließlich gegründetes Institut[2], dehnte


  1. Sachs in seinen Beiträgen S. 24 stimmt ihm bei.
  2. Collegium Illustre“, schon 1559 durch Herzog Christoph beabsichtigt, durch seinen Sohn vollständig ausgeführt und mit so großen [118] Privilegien für die in der Anstalt zu erziehenden Prinzen, Grafen und Adeligen versehen, daß der Zweck, Vorbereitung zum Staatsdienste, unerfüllt blieb. – Zu diesem Staatsdienste nämlich, so sagte Herzog Christoph 1559, sei im römischen Reich vorzüglich der Adel geordnet. (Dr. Klüpfel, Geschichte der Universität Tübingen. 1849. Seite 111.) – Auch dem pfälzischen Kurfürsten schlug der rühmlich bekannte Veit Ludwig von Seckendorf in Gotha 1664 vor, eine Erziehungsanstalt adeliger Knaben und Jünglinge unter der Benennung Collegium Illustre zu gründen. Der Plan kam nicht zu Stande. (Mone, Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins II, 144.) – In anderen Ländern trugen derartige Institute den Namen Ritterakademie.