Seite:Mittelschule Durlach (Vierordt) 124.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

im vorigen Jahre beigefügten lithographirten Planzeichnung zu ersehen ist, auf der Südseite der Langen Straße östlich von dem Marktplatze. Es bildete auf seinem westlichen Flügel das Rectorathaus, war in der jener Hauptstraße zugewandten Fronte 180 neubadische Fuß lang, aber wie die übrigen Häuser der neuen Stadt aus Holz gebaut. Von seinen zwei Stockwerken zählte das obere 21 nach der Langen Straße schauende Fenster und enthielt Wohnungen für alle Lehrer; das untere hatte 17 Fenster nach der Vorderseite nebst zwei großen Hofthoren, durch deren Einfahrten die Lehrzimmer von einander getrennt wurden. An der Südseite des Gymnasiums bot der gleichfalls 180 Fuß lange und 70 Fuß tiefe, sonnige Hof für die Schuljugend einen trefflichen Spielplatz, der ohne allen Vergleich viel geeigneter als die zwei jetzigen engen und von hohen Gebäuden umschlossenen Lyceumshöfe war. Von dem Südende jenes Hofes an bis zu der Linie, durch welche heut zu Tage die Südseite der damals noch lange nicht vorhandenen Zähringerstraße gebildet wird, reichten die vier Gärten der Gymnasiallehrer.

Als Rector Boye angewiesen wurde, nach Karlsruhe zu ziehen, gab er noch im Juni 1724 ein Gutachten ein, wie dort das Biennium der Exemten und außerdem drei Klassen eingerichtet werden könnten. Von Letzteren kamen aber blos zwei zu Stande. Bei den Exemten (unseren jetzigen Sextanern), deren Zahl bis auf 5 herabgesunken war, wolle er selbst, so schlug er vor, Religion, Philosophie und Mathematik lehren, während Latein, Beredsamkeit und Geschichte durch Malsch, den Lehrer der Prima (heutigen Quinta), der griechische und hebräische Unterricht aber durch Wasmuth, welcher zugleich Praeceptor Secundae war, zu ertheilen sei. – Doch bald nach seiner Ankunft in Karlsruhe und noch beschäftigt mit der Ausarbeitung eines gelehrten Programms de Theologia in genere, mit welchem er zur Inauguration des Gymnasiums einladen wollte, fiel Boye in ein hitziges Fieber und starb an demselben den 16. September des gleichen Jahres 1724. – Die auch im Druck erschienene lateinische Parentation hat bei seiner Leichenfeier in sehr anerkennendem