Seite:Mittelschule Durlach (Vierordt) 125.jpg

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Sinne sein bisheriger Gegner, Prof. Malsch, gehalten, welcher nun abermals, wie vor 12 Jahren (Seite 39 ff. des vorigen Programms), nicht zum Rectorate befördert wurde.

Philipp Jakob Bürcklin erhielt im October 1724 die Ernennung zu dieser Stelle und zwar wider seinen Willen. Er war 1719 bis 1721 Reiseprediger des Erbprinzen bei dessen Aufenthalt in Frankreich, Holland und England gewesen, und seitdem Pfarrer zu Binzen bei Lörrach geworden; jetzt 32 Jahre alt, trug der fromme und bescheidene Gelehrte große Bedenken, seinem 50jährigen Lehrer vorgesetzt zu werden, und ließ sich nur durch den Zuspruch des wiederum Uebergangenen beschwichtigen. Als Bürcklin sein Karlsruher Amt im Januar 1725 antrat, fand er 8 Exemten und 48 Schüler, wovon 10 der oberen und 38 in sehr verschiedenem Alter stehende der unteren Klasse angehörten; also eine Gesammtzahl von 56 Gymnasiasten. Eine 3. Klasse konnte aus Mangel an verwilligten Geldmitteln noch nicht errichtet werden und kam erst 1728, vier Jahre später auch eine vierte (Quarta) zu Stande. Bei den Exemten wurden zwar auch einzelne Vorlesungen zur Vorbereitung künftiger Theologen zeitweise durch den Stadtpfarrer übernommen; aber gedeihen konnte das ganze Gymnasium schon deßwegen nicht, weil die gering besoldeten Lehrer, zumal der unteren Klassen, möglichst bald einen Pfarrdienst zu erhalten suchten, daher häufig wechselten. Als auch Rector Bürcklin die von ihm erbetene Stadtpfarrei Pforzheim erhielt, kam endlich 1735 der 61jährige Johann Caspar Malsch an die Spitze der Anstalt, an welcher er schon seit 36 Jahren Unterricht ertheilte.

Unterdessen hatte aber der polnische Successionskrieg, welchen die Franzosen im October 1733 mit der Eroberung von Kehl eröffneten, neue Drangsale über das Land, somit auch in den öffentlichen Unterricht neue Störung gebracht. Zu Karlsruhe selbst befand sich im Anfang des Jahres 1734 das Hauptquartier der deutschen Truppen[1], welche hinter den zwischen


  1. In dem Erbprinzenschlosse, wo jetzt das Gebäude des Großherzoglichen Ministeriums des Innern steht.