Seite:Mittelschule Durlach (Vierordt) 156.jpg

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eines Lehrers oder bei irgend einer andern unvermeidlichen Verhinderung sei gar nicht zu denken; ja nicht einmal an eine gewissenhafte Promotion aus einem Lyceumskurse in den nächst höheren, denn hier müsse, statt des Grades erworbener Kenntnisse, die Rücksicht auf den größeren oder kleineren Umfang der Zimmer gebieterisch entscheiden. – Die Naturaliensammlung konnte gar nicht aufgestellt, der größere Theil der Bibliothek nur in der entfernt gelegenen Waldhornstraße, in einem Winkel der Bauverwaltung, untergebracht werden. Die öffentlichen Prüfungen wurden 17 Jahre hindurch in dem größten und hellsten Klassenzimmer gehalten, welches an der südwestlichen Ecke liegt und heut zu Tage als Zeichnungsschule dient; der feierliche Schlußact, für welchen Hebel Ostern 1811 ausnahmsweise den Museumssaal sich erbat, mußte gewöhnlich ganz unterbleiben.

Die Schülerzahl betrug damals 257[1], also nicht einmal so viel, als sie im Jahre 1791, wo Karlsruhe 5000 Einwohner enthielt, betragen hatte, und ohngefähr nur eben so viel als 1689, obwohl diese Stadt 1811 bereits über 13,000, also mindestens doppelt so viele Einwohner als Durlach vor dem Jahre 1689 zählte.


  1. Darunter waren 13 Exemten, 21 Schüler der obersten Klasse, 25, 44 und 78 in den 3 nächst folgenden und 76 in der untersten. – Vergl. das Programm von 1811, das erste, das seit 1790 wieder gedruckt worden ist. – Bei den Exemten lehrten damals der Director, Kirchenrath Hebel, Rhetorik, lat. Stil, griech. und hebr. Sprache. Andere lateinische und griechische Stunden, auch Geschichte und Alterthümer, wurden versehen durch Kirchenrath Sander und durch die Professoren Zandt und Gerstner. Religion lehrte Stadtdekan Volz; Physik und Naturgeschichte Böckmann und Gmelin. (Chemie für freiwillige Besucher: Hofmedikus Teufel.) Philosophie und Mathematik Professor Holtzmann, der zugleich Hauptlehrer der obersten Klasse (Prima) war. Französisch und Englisch lehrten Professor von Graimberg und Hofbibliothekar Hemeling. Hauptlehrer der zweit- und drittobersten Klasse waren die Professoren Doll und Petersohn, in den zwei untersten (Quarta und Quinta) Rath Ruf, welcher 2 Collaboratoren hatte, Koch und König. Den Schreibunterricht besorgte Präceptor Haag.