Seite:Mittelschule Durlach (Vierordt) 202.jpg

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dessen Erbauung nieder und ihr Gottesdienst wurde durch ein hier gegründetes Kapuzinerhospitium besorgt; also auch die religiöse Belehrung der katholischen Gymnasiasten. Ob aber Letztere hier vor den 1770er Jahren vorhanden gewesen sind, oder ob alle Söhne der meist unbemittelten katholischen Bürger entweder blos die hiesige Volksschule oder, wenn sie sich den Studien widmeten, die Piaristen-Anstalt zu Rastatt besuchten, kann ich nicht angeben, weil, auffallend, während des ganzen 18. Jahrhunderts das Album, in welchem alle neueingetretenen Schüler eingezeichnet stehen, bei keinem christlichen Schüler das Glaubensbekenntniß notirt hat, auch nicht bei Söhnen solcher Familien, von denen ich gewiß weiß, daß sie der reformirten Kirche angehörten und bei dem reformirten Pfarrer ihren Religionsunterricht erhielten. Letzteren übernahm bei unsern katholischen Zöglingen seit 1804 das damals hier gegründete kathol. Pfarramt; ihre Zahl betrug zwar noch im Herbst 1815 unter 339 Lyceisten erst 48, stieg aber allmählich bis Herbst 1858 auf 180 unter 575 Zöglingen des Lyceums und der Vorschule. Daher wurde auf den Wunsch der Lehrerkonferenz an den katholischen Hauptfesttagen der Unterricht seit dem Jahre 1850 ganz eingestellt. Eine eigene Lehrstelle für ihre Religionsstunden gründete 1839 der Großherzogliche Katholische Oberkirchenrath; der erste, der sie bekleidete, war Pellissier, jetzt Stadtpfarrer in Mannheim; der zweite ist, seit 1847, Professor Kirn. Diese beiden hochgeachteten Männer mögen Zeugniß geben, ob meine Behauptung gegründet sei, daß ich mich auch nicht einer einzigen kleinen confessionellen Reibung in unserem Lyceum erinnern könne[1]. Als in öffentlichen Blättern des Jahres 1845 durch strengere Katholiken


  1. Ich rede hier nicht von den frühesten Jahren des Karlsruher Gymnasiums, wo dessen Professor Johann Caspar Malsch auf die sehr lebhafte Streitschrift des kath. Pfarrers Weislinger von Kappel-Rodeck bei Achern „Friß Vogel oder stirb“ 1732 mit der Gegenschrift antwortete, „Keines von Beiden Herr Weislinger“. – Von dem Tone dieser Polemik habe ich anderswo (Gesch. der evang. Kirche Badens II., 324) erzählt.